Deutsche Börse Photography Prize 2006
Am 22. März wurde in London der Deutsche Börse Photography Prize 2006 vergeben. Robert Adams war der Gewinner des bedeutenden Preises für zeitgenössische Fotografie. Mehr als 200 Gäste kamen zur Preisverleihung in die Photographers' Gallery in London. Gerry Badger, Autor und langjähriger Freund von Robert Adams, vertrat den 70-jährigen Künstler bei der Preisverleihung. Robert Adams spendete das Preisgeld von 30.000 £ der Organisation Human Rights Watch.
Die Ausstellung zum Deutsche Börse Photography Prize 2006 zeigte Werke jener vier Fotografen, die in die engere Auswahl für den Preis gekommen waren. Sie wurde in der Photographers’ Gallery, London, C/O Berlin in Berlin und in der Hauptsitz der Deutschen Börse in Frankfurt gezeigt.
Auf der Shortlist standen 2006 Robert Adams, Yto Barrada, Phil Collins und Alec Soth. Der Gewinner erhielt das Preisgeld von 30.000 £, die anderen Fotografen auf der Shortlist erhielten jeweils 3.000 £.
Die Jury
In der Jury waren Brett Rogers, Leiterin der Photographers’ Gallery (Vorsitz), Thomas Demand, Künstler (Berlin); Emma Dexter, Kuratorin, Tate Modern (London); Regis Durand, Direktor, Jeu de Paume (Paris); Anne-Marie Beckmann, Kuratorin, Art Collection Deutsche Börse (Frankfurt).
Die Finalisten wurden für folgende Projekte nominiert:
Robert Adams
(1937 in den USA geboren) wurde auf Grund seiner Ausstellung Turning Back, A Photographic Journal of Re-exploration im Haus der Kunst München (29. Juni – 25. September 2005) in die Shortlist aufgenommen. In seinen zarten Silber-Gelatine-Abzügen aus den Jahren 1999 bis 2003 erforscht Adams die sich wandelnde Topografie des amerikanischen Nordwestens von der Pazifikküste bis zu den weiten Ebenen im östlichen Oregon. Seit mehr als 40 Jahren dokumentiert Adams mit der Kamera die Folgen der Industrialisierung für die Landschaften des amerikanischen Westens, wo er aufgewachsen ist und heute noch lebt. Angeregt von der 200 Jahre zurückliegenden Expedition von Lewis und Clark in den Jahren von 1804 bis 1806 wirft Turning Back einen persönlichen und schonungslosen Blick auf die Wunden, die Abholzung, Industrialisierung und Besiedelung einer Landschaft zugefügt haben.
Yto Barrada
(1971 in Marokko geboren) wurde auf Grund der Ausstellung A Life Full of Holes – the Strait Project in der Open Eye Gallery in Liverpool (12. Februar – 2. April 2005), einer Zusammenarbeit mit Autograph ABP, in die Shortlist aufgenommen. Dieses Fotografie-Projekt behandelt auf poetische Weise Probleme der Migration, Diaspora, Zugang und Verschlossenheit. In den letzten 15 Jahren ist die Meerenge von Gibraltar zu einer Hauptroute illegaler Einwanderung geworden. Barradas zwischen 1998 und 2004 aufgenommene Fotografien lassen uns die Versuchungen, das Land zu verlassen, und die unerfüllten Hoffnungen auf eine Flucht nach Europa über die Meerenge nachvollziehen. Barrada lebt in Paris und Tanger und ihre Erfahrungen in beiden Städten prägen ihre künstlerische Arbeit. Bildmächtig kritisiert sie die seit langem verbreiteten ästhetischen Fetischisierungen in den westlichen Repräsentationen dieses Teils der Welt.
Phil Collins
(1970 in Großbritannien geboren) wurde auf Grund seiner Ausstellung yeah... you, baby you in der Milton Keynes Gallery in England (9. April – 29. Mai 2005) in die Shortlist aufgenommen. Collins arbeitet mit Fotografie, Video und Musik. Seine Projekte sind oft der Höhepunkt eines längeren Kontakts zwischen dem Künstler und den in seinen Bildern dargestellten Personen. Obwohl seine Werke extremste Lebenslagen und Erfahrungen thematisieren – Liebe und Tod, Krieg und Verlust -, sind sie dennoch voller Humor und Energie. Indem Collins scheinbar spielerische Szenarien choreografiert und seine Darsteller aktiv in den kreativen Prozess einbezieht geht er über das Dokumentarische des Mediums hinaus, ohne die klare politische und soziale Dimension aufzugeben.
Alec Soth
(1969 in den USA geboren) wurde auf Grund seiner Ausstellung Sleeping by the Mississippi in der Open Eye Gallery in Liverpool (4. Dezember 2004 – 5. Februar 2005) in die Shortlist aufgenommen. In den Jahren von 1999 bis 2004 unternahm Soth mehrere Reisen entlang des Mississippi von Minnesota nach Louisiana. Seine Aufnahmen von Land und Leuten, denen er begegnete, bilden einen sowohl methodischen als auch sehr persönlichen und poetischen fotografischen Reisebericht. Die Mythologie dieses Flusses inspiriert schon seit Jahrzehnten Künstler, Schriftsteller und Musiker und Soth stellt seine eigene treffende und überzeugende Sicht auf diese Region und ihre Bewohner vor. Mit seiner Serie lyrischer Fragmente, die durch den Lauf des Flusses verbunden sind, setzt Soth die Tradition der dokumentarischen Reisefotografie auf neue und erfrischende Weise fort.