Deutsche Börse Photography Prize 2015
Am 28. Mai 2015 zeichnete die internationale Jury in der Photographers’ Gallery in London Mikhael Subotzky & Patrick Waterhouse mit dem Deutsche Börse Photography Prize 2015 aus. Als Finalisten des diesjährigen Preises waren ferner nominiert: Nikolai Bakharev, Zanele Muholi und Viviane Sassen.
Die Arbeiten der vier nominierten Künstler werden von 17. April bis 7. Juni 2015 in einer Ausstellung in der Photographer's Gallery gezeigt und sind anschließend im Frankfurter MMK Museum für Moderne Kunst vom 20. Juni bis zum 20. September zu sehen. Die Ausstellung ist zugleich Teil der RAY Fotografieprojekte Frankfurt/Rhein-Main 2015.
Die Jury
Die Mitglieder der Deutsche Börse Photography Prize-Jury 2015 sind Chris Boot, Executive Director der Aperture Foundation; Rineke Dijkstra, Künstlerin; Peter Gorschlüter, stellvertretender Direktor des MMK Museums für Moderne Kunst und Anne Marie Beckmann, Kuratorin der Art Collection Deutsche Börse. Brett Rogers, die Direktorin der Photographers’ Gallery, führt den Vorsitz (ohne Stimmabgabe).
Die Finalisten wurden für folgende Projekte nominiert:

Nikolai Bakharev
(geb. 1946, Russland) für seine Ausstellung bei der 55. internationalen Kunstausstellung Biennale in Venedig (1. Juni – 24. November 2013). Bakharev absolvierte eine Ausbildung zum Mechaniker bevor er in den 1960er Jahren in einer Fabrik für kommunale Dienstleistungen als Fotograf tätig wurde. In Bakharev’s Portraits von Badenden an öffentlichen Stränden in Russland verschwimmen die Grenzen zwischen dem Öffentlichen und Privaten; so entsteht auf den Bildern eine Spannung zwischen absichtlich zusammengestellten und spontanen Gruppierungen. Die Bilder sind hauptsächlich in den 1980er Jahren entstanden, als die Aufnahme und Verbreitung von Nacktheit enthaltenden Fotos streng verboten war. Obwohl die Familien und Paare Badebekleidung tragen und scheinbar bereitwillig posieren, erscheinen seine Werke verstohlen und auf den Betrachter wie eine Täuschung. Sie vermitteln eine unterschwellige Erotik, der gezeigten verblümten Anständigkeit zum Trotz.

Zanele Muholi
(geb. 1972, Südafrika) für ihre Veröffentlichung Faces and Phases 2006 – 2014 (Steidl, 2014). Als selbsternannte „Visuelle Aktivistin“ gibt Zanele Muholi mit ihren Portraits in schwarz-weiß einen Einblick in die schwarze LGBTI-Identität und -Politik in Südafrika nach dem Ende der Apartheid. Mit ihrer stark konzeptionellen und persönlichen Herangehensweise reflektieren die Bilder mit den begleitenden Erfahrungsberichten aus erster Hand die Auswirkungen von Homophobie, Diskriminierung und Gewalt, insbesondere der „kurativen Vergewaltigung“ lesbischer schwarzer Frauen, die in zahlreichen Fällen zu Mord führt. Das fotografische Archiv von Muholi stellt eine bedeutsame Kraft der weiblichen Homosexuellenbewegung dar.

Viviane Sassen
(geb. 1972 in den Niederlanden) für ihre Ausstellung Umbra im Nederlands Fotomuseum (8. März – 1. Juni 2014), welche abstrakte Fotografien, Zeichnungen und Lichtinstallationen umfasste, begleitet von speziell für die Ausstellung verfassten Gedichten der Künstlerin und Dichterin Maria Barnas. Sassen’s unverwechselbare und experimentelle Herangehensweise: der Bildvordergrund zeichnet sich aus durch lebhafte Farben neben starken Kontrasten von Licht und Schatten und erzeugt skulpturale Kompositionen, in denen Form und Inhalt an Abstraktion grenzen. Umbra, lateinisch für Schatten, enthält die charakteristischen Qualitäten von Sassen’s Arbeit: lebhafte Farben und tiefe Schatten, welche hier tiefere Sensibilitäten unterstützen, genährt vom Jungschen Verständnis des „Schattenselbst“, welches persönliche Ängste, Sehnsüchte und Scham erschließt und abstraktere Konzepte des Unbekannten sowie von Zeit und Tod zum Ausdruck bringt.

Mikhael Subotzky
(geb. 1981, Südafrika) und Patrick Waterhouse (geb. 1981, Großbritannien) für ihre Veröffentlichung Ponte City (Steidl, 2014). Der 54-stöckige Wohnblock in Johannesburg wurde unter dem Apartheid-Regime im Jahr 1976 für weiße „Arrivierten“ erbaut. Während des politischen Reformprozesses in den 1980er und 90er Jahren wurde er zum Zufluchtsort für schwarze Neuankömmlinge in der Stadt sowie Einwanderer aus ganz Afrika, bevor Vernachlässigung und Verwahrlosung ihn zum Inbegriff von städtischem Verfall werden ließen und er als Epizentrum von Kriminalität, Prostitution und Drogenhandel gebrandmarkt wurde. In Zusammenarbeit mit den verbleibenden Bewohnern starteten Subotzky und Waterhouse ihr Projekt im Jahr 2007, nachdem ein Regenerationsprojekt fehlgeschlagen war. Entstanden ist ein intimes und tief bewegendes soziales Portrait einer Kultur, eines Bauwerkes und seiner Gemeinschaft von Bewohnern durch Fotografien, Bauplänen und anderem archivarischem und historischem Material. Zusätzlich vervollständigt eine Sequenz von 17 Broschüren mit Essays und persönlichen Geschichten die visuelle und räumliche Erzählung über dieses Wahrzeichen Johannesburgs.