Deutsche Börse Photography Foundation Prize 2016
Am 2. Juni 2016 erhielt Trevor Paglen den Deutsche Börse Photography Foundation Prize 2016. Zu den vier Finalisten des Prize gehörten ferner Laura El-Tantawy, Erik Kessels und Tobias Zielony. Ihre Werke wurden vom 15. April bis zum 3. Juli 2016 in einer Ausstellung der Photographers’ Gallery London gezeigt und waren vom 2. September bis zum 28. Oktober am Unternehmenssitz der Deutschen Börse in Frankfurt/Eschborn zu sehen.
Die Jury
2016 bestand die Jury aus David Drake, Director Ffotogallery, Cardiff; dem New Yorker Medienkünstler Alfredo Jaar; Wim van Sinderen, Senior-Kurator im Fotomuseum Den Haag; sowie Anne-Marie Beckmann, Kuratorin der Art Collection Deutsche Börse. Brett Rogers, Direktorin der Photographers’ Gallery, führte den Vorsitz (ohne Stimmabgabe).
Die Finalisten wurden für folgende Projekte nominiert:
Trevor Paglen
(geb. 1974, USA) für seine Ausstellung im Frankfurter Kunstverein 20. Juni–30. August 2015). Das Projekt stellt komplexe Themen wie Massenüberwachung, Datensammlung, geheime Satelliten- und Drohneneinsätze und die mit ihnen verbundenen Machtsysteme dar. Die Installation umfasst Bilder zugangsbeschränkter Militär- und Regierungsbezirke, Skylines, auf denen die Flugspuren von Drohnen sichtbar sind, skulpturhafte Elemente und Rechercheergebnisse, die in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern, Amateurastronomen und Menschenrechtsaktivisten zusammengetragen wurden. Durch seine Arbeit demonstriert Paglen, dass Geheimnisse zwar vor den Blicken der Öffentlichkeit versteckt werden können, ihre Spuren und Strukturen jedoch oft sichtbare Beweise in der Landschaft hinterlassen.
Laura El-Tantawy
(geb. 1980, Großbritannien/Ägypten) für ihren selbst veröffentlichten Fotoband In the Shadow of the Pyramids (2015). Die Fotografien, entstanden zwischen 2005 und 2014, zeigen die Atmosphäre und zunehmende Spannung in Kairo vor und während der Januar-Revolution auf dem Tahrir-Platz (2011-13). El-Tantawy wuchs zwischen Ägypten, Saudi Arabien und den USA auf. Mit dem Projekt In the Shadow of the Pyramids erforscht sie parallele Erzählstränge ihrer eigenen Familienhistorie anhand der Identitätssuche einer Nation in Aufruhr. Sie kombiniert alte Familienfotos und eigene lyrische Zeugenaussagen mit Portraits von Protestierenden und Straßenszenen in Nahaufnahme, welche die Gewalt und Euphorie der Massen lebhaft zum Ausdruck bringen.
Erik Kessels
(geb. 1966, Niederlande) für seine Ausstellung Unfinished Father in der Fotografia Europea, Reggio Emilia, Italien (15. Mai–31. Juli 2015). In Unfinished Father reflektiert Kessels die fragmentierten Realitäten von Verlust, Erinnerung und einem in Aufruhr und Unordnung geratenen Leben nachdem sein Vater einen Schlaganfall erlitten hatte, der dessen Invalidität zur Folge hatte. Das unvollendete Restaurierungsprojekt des Vaters, ein alter Fiat 500, dient dem Künstler als Darstellungsobjekt für den Zustand seines Vaters. Auf der Ausstellungsfläche bringt er Teile der auseinandergebauten Karosserie mit Fotografien von Autoteilen und von seinem Vater gemachten Aufnahmen zusammen.
Tobias Zielony
(geb. 1973, Deutschland) für The Citizen, ausgestellt als Teil des deutschen Pavillon in der 56. Biennale in Venedig (9.Mai–22.November 2015). Die Fotografien sind überwiegend in Berlin und Hamburg entstanden. Sie zeigen die Lebensumstände afrikanischer Flüchtlingsaktivisten in Europa. Nach der Flucht vor Gewalt und Unterdrückung in ihren Heimatländern und auf der Suche nach Freiheit und Sicherheit finden sie sich oftmals als Außenseiter in Flüchtlingslagern wieder, ohne rechtliche Vertretung oder Arbeitserlaubnis. Neben den Bildern werden Zeugenaussagen, Interviews und Erzählungen, welche über die Reisen und Erlebnisse der Immigranten berichten und von Zielony in afrikanischen Zeitungen und Zeitschriften veröffentlicht wurden, gezeigt.