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Deutsche Börse Photography Foundation

Wissenschaftlicher Dialog

Den wissenschaftlichen Austausch zum Thema Fotografie anzuregen und zu ermöglichen, ist eines der zentralen Anliegen der Deutsche Börse Photography Foundation. Gemeinsam mit anderen Partnern werden Formate entwickelt und Plattformen geschaffen, die Interessierte mit Künstler*innen, Kritiker*innen, Kurator*innen und Wissenschaftler*innen in einen Dialog bringen. Dafür greift die Stiftung auf ein internationales Kooperationsnetzwerk aus Museen, Hochschulen und weiteren Institutionen zurück. Es werden Veranstaltungsreihen zu aktuellen Themen der Fotoszene ausgerichtet, Symposien und Vorträge organisiert und Künstler*innen zu Werkgesprächen mit der Öffentlichkeit eingeladen.

Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Photographie

 

Die Deutsche Börse Photography Foundation und die Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh) vergeben alle zwei Jahre gemeinsam die beiden Preise „Thinking Photography. DGPh-Forschungspreis“ und „Writing Photography. DGPh-Preis für innovative Publizistik“ aus. Die Auszeichnung „Thinking Photography“ ist mit 3.000 € dotiert und zeichnet Publikationen aus der Fototheorie und -geschichte aus, die das Themenfeld mit wichtigen geistes-, kultur- und sozialwissenschaftlichen Ansätze erweitern. Als Preis für innovative Publizistik würdigt “Writing Photography“ wiederum schriftliche Formate wie Aufsätze, Blogbeiträge oder Kolumnen, die Text und fotografisches Material auf kreative Weise verbinden. Dieser Preis ist mit 1.000 € dotiert.

 

Jacques Henri Lartigue, ca. 1924; Photographie J. H. Lartigue, Ministère de la Culture (France), MAP-AAJHL

Forschungspreis „Thinking Photography“

Dr. Charlotte Bruns, Vertretungsprofessorin am Institut für Medienforschung, Technische Universität Chemnitz, erhält 2022 den DGPh-Forschungspreis „Thinking Photography“ für ihre Dissertation “Raumbilder und ihre Gebrauchsweisen. Zur Organisation des Sehens in der Stereofotografie“. Darin zeichnet Bruns eine umfangreiche Geschichte des Sehens als Sinneserfahrung anhand von stereografischer Fotografie von 1900 bis heute nach. 

Die Jury begründet ihre Auswahl wie folgt: „Mit dieser groß angelegten Studie präsentiert Charlotte Bruns ein stilistisch und wissenschaftlich hervorragendes Werk. Sie widmet sich mit der Stereofotografie einem historischen Thema und abstrahiert die damit verbundenen Seh- und Raumerfahrungen, bis hin zum Einsatz von Virtual Reality-Brillen, und spannt damit den Bogen zur Gegenwart. Sie bleibt dabei stets konsistent, erschließt neue Quellen, eröffnet neue Perspektiven und leistet somit einen wichtigen Forschungsbeitrag.“

 

Christian Walker, Untitled from The Theater Project, 1982-83. Postcard, private collection.

Preis für innovative Publizistik „Writing Photography“

Die Auszeichnung „Writing Photography“ geht 2022 an Jackson Davidow, Curatorial Fellow für Fotografie am Harvard Art Museum, Boston, USA, für seinen Aufsatz “Against Our Vanishing. Cruising the queer archives of a disappeared Boston”. Damit wird ein Beitrag ausgezeichnet, der sich anhand fotografischer Spuren mit der queeren Gemeinschaft in Boston und ihrer (Un-)Sichtbarkeit beschäftigt. 

In ihrer Begründung schreibt die Jury: „Dass Fotografien immer ein Zeugnis ihrer Zeit sind, ist unbestreitbar. Doch inwieweit sind Bilder aus vergangenen Zeiten nicht nur Dokumentation, sondern auch ein Vehikel gegen das Vergessen? Dieser Frage widmet sich Davidow auf anschauliche und höchst feinfühlige Art und Weise, wenn er in Boston beispielsweise die frühen Motive Nan Goldins aufspürt. Sprachlich akzentuiert, richtet dieser besondere Essay den Fokus auf die queere Gemeinschaft und ihre fotografische Repräsentation und liefert einen wunderbar ergreifenden Ansatz, mit Fotografie umzugehen.“

Außerdem hat die Jury zwei lobende Erwähnungen ausgesprochen: Eine erhält Enis Demirer für seine Masterarbeit „Cruising Maryam Sahinyan’s photographic archive: Intertwining meanings of the archive between the personal and the public“ (Thinking Photography). Die andere erhält Maria Garth für ihren Essay „Soviet Avant-Gardes and Socialist Realism. Women Photographers Bridging the Divide, 1930s–1960s” (Writing Photography).

 

 

Die Jury

Die Jurymitglieder für beide Preise 2022 waren: Dr. Carolin Görgen, Associate Professor Sorbonne Université, Paris, Department of American Studies, Preisträgerin „Thinking Photography“ 2020; Alexandra König, Deutsche Börse Photography Foundation; Renée Mussai, Kuratorin und Wissenschaftlerin, Autograph London; Miriam Zlobinski, Vorstand Sektion Geschichte und Archive, Deutsche Gesellschaft für Photographie (DGPh).

Symposien

Magnum Panel
"The Photographer’s Legacy: Estate Planning in the Digital Era"

Edward Steichen File (c) The Halsman Archive 2022

 

Wie können Fotografen im digitalen Zeitalter mit ihrem Nachlass umgehen? Welche neuen Möglichkeiten und Herausforderungen bringen der technologische Fortschritt und das Internet mit sich? Welche Instrumente und Mechanismen können dazu beitragen, die Lebensdauer des fotografischen Werks zu sichern? Welche Fragen werfen die neuen Verbreitungskanäle in Bezug auf die Kontrolle über das Werk auf?

Verschiedene Möglichkeiten der Nachlassplanung im digitalen Zeitalter wurden am 11. November 2022 mit der Fotografin Cristina de Middel, Oliver Halsman aus dem Nachlass von Philippe Halsman, der Nachlassvertreterin von Peter Marlow, Fiona Naylor, und einer Artistate-Nachlassplanerin und NFT-Expertin diskutiert. Der Vortrag wurde von Ana Cruz Yabar moderiert und in Zusammenarbeit mit der Deutsche Börse Photography Foundation und dem Goethe Institut organisiert.

Symposium der 10. Darmstädter Tage der Fotografie

Die Deutsche Börse Photography Foundation förderte das eintägige Symposium der 10. Darmstädter Tage der Fotografie am 21. April 2018, auf dem das Festivalthema  "Perspektiven - Strategien fotografischen Handelns" vertieft, diskutiert und aus verschiedenen Blickwinkeln beleuchtet wurde. Internationale Fotografieexpert*innen, renommierte Kurator*innen und beteiligte Künstler*innen stellten ihre Perspektiven und Strategien fotografischen Handelns vor.

Gordon Parks. I Am You. Selected Works 1942–1978

Gemeinsam mit den beiden Experten Prof. Dr. Annette Brauerhoch (Filmwissenschaftlerin, Universität Paderborn) sowie Dr. Simon Wendt (Juniorprofessor der Amerikanistik, Goethe Universität Frankfurt am Main) bot die Deutsche Börse Photography Foundation im Rahmen eines Gesprächsabends am 11. Dezember 2017 einen Einblick in das filmische, fotografische und politische Wirken von Gordon Parks. Inwiefern haben sich sein Schaffen als Fotoreporter und Filmregisseur sowohl thematisch als auch ästhetisch gegenseitig beeinflusst? Gelang es ihm, mit seinen Fotografien der Ausbeutung und Diskriminierung von Minderheiten entgegenzuwirken? Welchen Einfluss hatte die amerikanische Bürgerrechtsbewegung auf seinen Blick auf die Welt? Diesen und weiteren Fragen gingen die Referent*innen in Bezug auf das Multitalent Gordon Parks und sein vielschichtiges Werk nach.

Magnum Photos at 70. Past - Present - Future

Aus Anlass des 70 jährigen Bestehens der internationalen Fotoagentur Magnum veranstaltete die Deutsche Börse Photography Foundation in Kooperation mit Magnum Photos und Leica Camera Frankfurt am 24. und 25. November 2017 ein Programm, das die Begegnung mit Magnum-Mitgliedern in Frankfurt ermöglichte.

Im Rahmen eines Symposiums boten Podiumsgespräche mit den drei Fotograf*innen Thomas Dworzak (DE), David Hurn (UK) und Newsha Tavakolian (IRN), ergänzt durch Filmmaterial aus dem Projekt "Magnum Time" von Marco Bischof, Züricher Filmemacher und Sohn des Magnum-Fotografen Werner Bischof, Einblicke in die Entstehungsgeschichte sowie in die gegenwärtige Entwicklung von Magnum. Der Abend wurde moderiert von Anne-Marie Beckmann und Marco Bischof. Zu dem Programm zählte weiterhin ein eintägiger Workshop für Fotointeressierte mit Portfolio Reviews und Präsentationen der drei Magnum Fotograf*innen Dworzak, Hurn und Tavakolian.

Begleitend zum Veranstaltungswochenende wurden vom 24. November bis 9. Dezember 2017 in der Leica Camera Frankfurt Fotografien von Magnum-Mitgliedern gezeigt. Die Ausstellung mit Arbeiten aus der Art Collection Deutsche Börse sowie einer Werkauswahl aus der Leica Galerie spannte den Bogen von den frühen 1950er-Jahren bis heute. Mit Werken von u. a. Werner Bischof, Thomas Hoepker, Martin Parr, Paul Fusco und Alec Soth waren viele verschiedene fotografische Ansätze vertreten.

Hier ein Video mit einem kleinen Rückblick.

WATCHED! Surveillance Art & Photography, C/O Berlin

Gemeinsam mit C/O Berlin organisierte die Deutsche Börse Photography Foundation eine Veranstaltungsreihe, die von Juni 2016 bis April 2017 stattfand. Im Rahmen von sechs Diskussionsrunden bzw. Vorträgen wurden Themen wie Überwachung, Big Data oder die Verbreitung privater Momente im Netz aus verschiedenen Blickwinkeln untersucht. Zu den Referent*innen zählten international bekannte Künstler*innen wie Hasan Elahi oder Beat Streuli, Soziolog*innen wie Harald Welzer, Politiker*innen (z. B. Heiko Maas, Bundesminister für Justiz und Verbraucherschutz), der Autor James Bridle ebenso wie Psycholog*innen, Medienexpert*innen und verschiedene Rechtsexpert*innen.

Künstlergespräche

Jonas Bendiksen und Thomas Dworzak, 20. April 2021, Künstlergespräch.  Anlässlich der Ausstellung „Open for Business – Magnum photographers on commission“ diskutierten die Kuratorinnen der Ausstellung, Anne-Marie Beckmann (Deutsche Börse Photography Foundation) und Mirjam Kooiman (Fotografiemuseum Amsterdam) mit den beiden Magnum Fotografen übre die besonderen Herausforderungen der Arbeit an Gruppenaufträgen. 

Cristina De Middel und Martin Parr, 16. Dezember 2020, Künstlergespräch. Anlässlich der Ausstellung „Open for Business – Magnum photographers on commission“ sprach Anne-Marie Beckman mit den beiden Fotograf*innen über die Praxis kommerzieller Auftragsarbeiten, deren Rolle innerhalb der renommierten Agentur Magnum Photos und über die Wechselwirkung zwischen ihren persönlichen Projekten und Aufträgen von Unternehmen und Organisationen.

Susan Meiselas, 7. November 2019, Künstlergespräch bei Magnum Photos Paris. Die Direktorin der Photography Foundation, Anne-Marie Beckmann, sprach mit der Fotografin Susan Meiselas, die in diesem Jahr mit dem Deutsche Börse Photography Foundation Prize ausgezeichnet wurde und deren Werke ebenfalls Teil der Sammlung sind, über ihre Arbeit.

Sylvain Couzinet-Jacques und Jaya Pelupessy, 16. Oktober 2019, Künstlergespräch an der HfG (Hochschule für Gestaltung) Offenbach mit den beiden Nachwuchskünstler*innen aus dem Foam Talent Programm mit Anne-Marie Beckmann (Deutsche Börse Photography Foundation) sowie Marcel Feil (Foam Fotografiemuseum Amsterdam) über ihr Werk und die Teilnahme an Förderprogrammen für junge Künstler*innen.

Dana Lixenberg, Julian Röder und Tobias Zielony, 25. Juni 2019, Künstlergespräch mit den drei Fotograf*innen und Anne-Marie Beckmann über ihr Gesamtwerk und Themen wie Identität, Subkulturen, deren Repräsentation sowie den Einfluss der sozialen Medien auf diese Aspekte ihrer Arbeit im Foam Fotografiemuseum Amsterdam.

John Stezaker, 9. April 2019, Gespräch in der Londoner Photographers' Gallery mit Anne-Marie Beckmann über sein fotografisches Werk.

Lucas Foglia, 5. September 2017, Vortrag des amerikanischen Fotografen zu seinem neuen Fotobuch „Human Nature" und den Entstehungsgeschichten der Bilder.

Hosam Katan, 29. November 2016, Präsentation des jungen syrischen Fotografen mit seinen dokumentarfotografischen Arbeiten zum Bürgerkrieg in Aleppo.

Weiteres

Gastprofessur an der Hochschule für Bildende Künste (HfBK) Dresden

Die renommierte britisch-ägyptische Fotografin Laura El-Tantawy übernimmt im Sommersemester 2023 die erste internationale Gastprofessur für Fotografie an der Hochschule für Bildende Künste Dresden (HfBK). Diese Professur wird von der Deutsche Börse Photography Foundation in Kooperation mit dem in Dresden ansässigen Verein Portraits Hellerau e.V. ermöglicht. Laura El-Tantawy wird zudem in die Jury des PORTRAITS – Hellerau Photography Award 2023 berufen.

Gemeinsames Ziel der drei Partner ist es, durch diese neue internationale Gastprofessur die künstlerische Lehre an der HfBK Dresden im Bereich der Fotografie zu erweitern. Das bisherige Lehrangebot an der HfBK Dresden wird um einen projektbasierten Workshop für Meisterschüler*innen und fortgeschrittene Studierende ergänzt, den Laura El-Tantawy leiten wird. Eine Ausstellung im Juni 2023 in den Räumen der Akademie zeigt die während des Workshops entstandenen künstlerischen Arbeiten der Studierenden.

Laura El-Tantawy (*1980) widmet sich in ihren Werken vor allem Themen, die Identitätssuche, Zugehörigkeit, ökologische Aspekte und soziale Fragen umfassen. Dabei kombiniert sie dokumentarische bis malerisch-abstrakte Fotografien miteinander. 2005 zog sie nach Kairo und begann ihr bekanntestes Fotobuch „In the Shadow of the Pyramids“ (2015). Dieses beschäftigt sich mit dem Arabischen Frühling in Kairo von 2011–2013; hier vereint sie alte Familienfotos, Zeugenaussagen, Porträts von Demonstrant*innen und Straßenszenen. Ihre Arbeiten wurden bereits vielfach ausgezeichnet, u.a. wurde die Künstlerin 2016 für die Shortlist des Deutsche Börse Photography Foundation Prize ausgewählt.

Die Entscheidung über die Vergabe der Gastprofessur hat eine gemeinsame Jury der drei Partnerinstitutionen getroffen. Workshop und Ausstellung sowie die Aufnahme der Gastprofessorin in die Jury des PORTRAITS – Hellerau Photography Award 2023 sollen den Studierenden neue Impulse vermitteln und Dresden als Ort für zeitgenössische künstlerische Fotografie stärken.