Anna und Bernhard Blume

Anna und Bernhard Blume, Ein psychopathetischer Vorgang, aus „Trautes Heim“, 1985-90 je 127 x 82 cm, Silbergelatineabzug
Anna und Bernhard Blume, Hänsel und Gretel, aus „Im Wald“, 1990-91, je 90 x 45 cm, Silbergelatineabzug
Anna und Bernhard Blume, Ein psychopathetischer Vorgang, aus „Trautes Heim“, 1985-87, je 95, 5 x 45, 5 cm, Silbergelatineabzug
Anna und Bernhard Blume, Ein psychopathetischer Vorgang, aus „Trautes Heim“, 1985-87, je 127 x 82 cm, Silbergelatineabzug
Anna und Bernhard Blume, Ein psychopathetischer Vorgang, aus der Serie "Trautes Heim", 1985-1990, je 126 x 81 cm, Silbergelatineabzug
Anna und Bernhard Blume, Transzendentaler Konstruktivismus, 1992-1994, 126 x 81 cm, 126 x 81 cm, 126 x 128 cm, Silbergelatineabzug
Anna und Bernhard Blume, Transzendentaler Konstruktivismus #01, 1992-1994, je 126 x 81 cm, Silbergelatineabzug
Anna und Bernhard Blume, Transzendentaler Konstruktivismus #02, 1992-1994, je 126 x 81 cm, Silbergelatineabzug
Anna und Bernhard Blume, Transzendentaler Konstruktivismus #03, 1992-1994, je 126 x 81 cm, Silbergelatineabzug

Konstruktives Chaos

In der Welt von Anna und Bernhard Blume herrscht Ordnung: Sie, im dekorativen Kleid, hat ihren Platz in der Küche, umgeben von Tellern, Tassen und Kannen. Er, im kleinkarierten Sakko, ist mit technischen Konstruktionen beschäftigt. Zugleich steckt in dieser Welt das pure Chaos: der Rollenzwang lässt Tellertürme schwanken, Menschen fliegen mit verzerrten Gesichtern, Möbelkonstrukte brechen zusammen.

Es ist die Metaphorik der Gegenstände, die die Künstler beschäftigt, denn in den Gegenständen steckt die Konvention. Sie befragen die Dinge des täglichen Lebens als Symptom der Zeit – der Zeit, in der sie aufgewachsen sind und der Zeit, in der wir alle leben. In der Performance-Tradition, der beide entstammen, gehört zu dieser Hinterfragung auch die Lust, alles in Bewegung zu setzen oder sogar „alles mal kaputtzuschlagen“, wie Bernhard Blume es beschreibt. Allerdings sind ihre Arbeiten nicht destruktiv: „Es war und ist immer nur der Wunsch, Ordnungen zu relativieren. Die Blumes zeigen das auf ihre unverwechselbar ironisch-sarkastische Art.

Anna und Bernhard Blume erarbeiten ihre Bildersequenzen immer gemeinsam und machen dabei alles selber: die Gestaltung von Set und Kostümen, die gegenseitigen Aufnahmen sowie die Entwicklung und Vergrößerung im Labor. Bei jedem dieser Schritte wird am Kunstwerk gefeilt, geschliffen – und gemalt. „Wir malen mit der Kamera“, sagt Anna Blume, „und diese malerische Arbeit findet auch noch im Labor statt.“ Digitale Manipulationen oder Montagen zählen in ihren Schwarzweiß-Fotoserien allerdings nicht zu dieser Nachbearbeitung. Hier wird tatsächlich geflogen, gestürzt und gewirbelt. Um diese teilweise nicht ungefährlichen Aufnahmen machen zu können, arbeiteten die Künstler mit Halteseilen und Sicherungskonstruktionen, Matratzen etc.

Die scheinbare Verselbständigung der Dinge haben Anna und Bernhard Blume vor zehn bis fünfzehn Jahren noch kunstvoll inszeniert. Im Computerzeitalter ist dieses magische Verhalten von Gegenständen, die plötzlich lebendig erscheinen, selbstverständliches Element einer ganzen Kultur von Mystery-Filmen, Science-Fiction-Erzählungen usw. „In gewisser Hinsicht sind wir wohl Vorläufer dieser Wahrnehmungswelt, die heute eine ganze Filmindustrie beschäftigt“ sagen die Künstler augenzwinkernd.

Biografische Daten

Anna Blume

1936

geboren in Bork/Westfalen

1960-65

studiert Kunst an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf

ab 1987

arbeitet als Gastdozentin an verschiedenen Kunsthochschulen

2020

stirbt in Köln

Bernhard Blume

1937

geboren in Dortmund

1960-65

studiert Kunst an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf

1967-70

studiert Philosophie an der Universität Köln

seit 1987

arbeitet als Professor für Freie Kunst und Visuelle Kommunikation an der Hochschule für bildende Künste Hamburg

2011

stirbt in Köln

gemeinsam

1990

erhalten den Konrad-von-Soest-Preis des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe

1996

erhalten den Edwin-Scharff-Preis

2000

erhalten den Berliner Kunstpreis