Bernd und Hilla Becher

Bernd und Hilla Becher, Ilseder Hütte, Ilsede/Hannover, 1984, 75 x 91cm, b/w photograph
Bernd und Hilla Becher, Zeche Hannover 1/2/5, Bochum-Hordel, Ruhrgebiet, 1973, 75 x 91 cm, b/w photograph
Bernd und Hilla Becher, Gutehoffnungshütte, Oberhausen, Ruhrgebiet, 1963, 75 x 91 cm, b/w photograph
Bernd & Hilla Becher, Bucyrus, Ohio, USA, 1982, 75.2 x 91.5 cm, b/w print
Bernd & Hilla Becher, Loomis Breaker, Wilkes Barre, Pennsylvania, USA, 1974, 75.25 x 91.44 cm, b/w print
Bernd & Hilla Becher, Passau, 1988, 75.25 x 91.44 cm, b/w print
Bernd & Hilla Becher, Industriefassaden, 1967-1999, 12 Fotografien je 30 x 40 cm, gesamt ca. 173 x 191 cm, b/w prints

Funktionale Bauten

Seit Ende der 50er Jahre bereisen Bernd und Hilla Becher Europa und Nordamerika. Sie fotografieren Bergwerke, Fördertürme, Gasbehälter, Hochöfen, Kraftwerke, Kühltürme, Getreidesilos, Lagerhäuser. Ihrem Projekt einer annähernd enzyklopädischen Bestandsaufnahme anonymer Zweckbauten aus der Zeit der Industrialisierung sind sie bis heute treu geblieben. Dabei bedienen sie sich einer betont sachlich-nüchternen Bildsprache, die ihren angemessenen Ausdruck in der Schwarzweiß-Technik findet; sie lässt die Strukturen der Stahlkonstruktionen besonders plastisch hervortreten. Im seriellen Kontext fügen sich die Einzelbilder, die Grundformen und Abweichungen, Ähnlichkeiten und Differenzen erkennen lassen, zu Typologien zusammen.

Gelegentlich wurden die Bildserien in die Nähe von Minimal Art und Konzept-Kunst gestellt; die Bechers selbst verstehen ihre Arbeiten vor allem als Fortsetzung der Neuen Sachlichkeit. Anfang des 20. Jahrhunderts entdeckten viele Künstler*innen – Maler*innen, Schriftsteller*innen, Regisseur*innen – in der Darstellung der sozialen und ökonomischen Wirklichkeit ihr eigentliches Thema. Auch Fotograf*innen widmeten sich in den 20er und 30er Jahren zunehmend dem Arbeits- und Alltagsleben des Menschen. Die Themen und die ästhetischen Ausdrucksformen, die in der Zeit von 1933 bis 1945 unterdrückt wurden, nehmen die Bechers in ihren Industrie- und Gewerbebildern wieder auf.

Viele Industrieanlagen, die von ihnen fotografiert wurden, gibt es heute nicht mehr. Sie waren schon von Stilllegung und Abriss bedroht, als die Bechers mit ihrer Arbeit begannen. Allein aus historisch-dokumentarischen Gründen kommt ihren Bildern eine große kulturgeschichtliche Bedeutung zu. Noch wichtiger aber ist vielleicht der Aspekt, dass es Bernd und Hilla Becher gelungen ist, scheinbar banalen Ingenieurbauten einen Wert zu verleihen, der bislang nur der Architektur, ja sogar nur der Skulptur zuerkannt wurde: In der Aufhebung alltäglicher Sehgewohnheiten gewinnen die funktionalen Objekte eine Qualität, die im Alltag gewöhnlich übersehen wird.

Biografische Daten

Bernd Becher

1931

geboren in Siegen

1953-56

studiert an der Staatlichen Kunstakademie Stuttgart

1957

erste Fotografien von Industrieanlagen

1957-61

studiert Typografie an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf

2007

stirbt in Rostock

Hilla Becher

1934

geboren als Hilla Wobeser in Potsdam

1951-54

Lehre als Fotografin

1958-61

studiert an der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf und gründet den Fachbereich Fotografie

1972/73

Ehrenprofessur an der Hochschule für Bildende Künste, Hamburg

2015

stirbt in Düsseldorf

gemeinsam

1959

Beginn der Zusammenarbeit

1990

ausgezeichnet mit dem Goldenen Löwen auf der 44. Biennale Venedig

2003

erhalten den Infinity Award des International Center of Photography, New York

2004

erhalten den Hasselblad Foundation International Award in Photography