Gordon Parks
Kamera-Aktivist
Das fotografische Werk von Gordon Parks gilt neben dem anderer berühmter amerikanischer Fotograf*innen wie Walker Evans, Dorothea Lange oder Bruce Davidson als wichtiger Beitrag zur sozialkritischen Dokumentation der US-Geschichte. Dabei waren Parks, der 1912 im ländlichen Kansas als 15. Kind einer schwarzen Farmerfamilie geboren wurde, die denkbar schlechtesten Bedingungen für einen erfolgreichen Werdegang in die Wiege gelegt, denn eine Karriere als Fotograf war für einen Schwarzen in Zeiten der gesetzlichen Rassentrennung nicht vorgesehen. Viel zu oft wurden Parks und seine schwarzen Klassenkamerad*innen von den weißen Lehrer*innen seiner Schule darauf hingewiesen, ihre einzige Bestimmung im Leben sei, der Gesellschaft als „Dienstmädchen und Kellner" nützlich zu sein. In seiner ersten Autobiographie erinnert sich Parks an die herausfordernd-motivierenden Worte seiner Mutter: „Wenn ein weißer Junge etwas fertigbringt, dann kannst du es auch! Komm mir ja nicht und entschuldige dich mit deiner Hautfarbe für dein Versagen." Vielleicht war es diese frühe Prägung, die Parks mit Selbstbewusstsein und Beharrlichkeit ausstattete – einem soliden Fundament für seine zahlreichen Talente –, sodass er sich später als Autor von Romanen, Reportagen, Gedichten und Musikstücken und schließlich als erfolgreicher Hollywood-Regisseur einen Namen machen konnte.
Während seiner Arbeit als erster schwarzer Fotograf für die Farm Security Administration (FSA) in Washington D.C. in den 1940er Jahren lenkte er zunehmend seinen Blick auf Gruppen und Individuen, die von der Gesellschaft benachteiligt oder vergessen wurden. Später, in seiner Zeit als Redaktionsfotograf für LIFE, das führende Bildmagazin seiner Zeit, veröffentlichte er zahlreiche sozialkritische Reportagen und Fotoessays. Aus seiner Freundschaft mit charismatischen Afroamerikanern wie Muhammad Ali und Malcom X gingen spannende Bildstrecken und Artikel über die amerikanische Bürgerrechtsbewegung hervor; sie legen Zeugnis ab vom erfolgreichen Aufbegehren der schwarzen Minderheit in den USA.
Parks beherrschte die kontrastreiche Schwarz-Weiß-Fotografie und entwickelte ab Mitte der 1950er Jahre darüber hinaus einen lebendigen, fast malerischen Umgang mit der Farbfotografie. Vor allem in seinem 1956 für LIFE im Süden der USA, in Mobile, Alabama, entstandenen Fotoessay „The Restraints: Open and Hidden" wird Farbe zum rhetorischen Mittel, um Landschaft, Ethnie, Lebensraum und zeitgenössische Konsumkultur in ein Spannungsverhältnis zu setzen. Ob nun das Bild der heruntergekommenen Leuchtreklame für den Verkauf von Grundstücken nur an Schwarze oder das Doppelporträt von Mr. and Mrs. Albert Thornton, einem zusammen in Würde gealterten und ergrauten afroamerikanischen Ehepaar, das beide in aufrechter Haltung auf ihrem roten Brokatsofa im Wohnzimmer sitzend zeigt: Es sind Bilder einer scheinbar von bürgerlichen Werten und Wohlstandsvorstellungen durchdrungenen Normalität inmitten einer durch permanente Bedrohung und Restriktionen aggressiv auftretenden weißen Mehrheitsgesellschaft.
Weiterführende, spannende Informationen zu diesem Künstler finden Sie hier.
Biografische Daten
1912
geboren in Fort Scott, Kansas, USA
1937
erwirbt seine erste Kamera (eine Voigtländer Brillant)
1942
erhält Stipendium der Julius Rosenwald Foundation, ermöglicht ihm die Tätigkeit als Nachwuchsfotograf bei der Farm Security Administration (FSA) in Washington D.C.
1948
beginnt seine Tätigkeit beim LIFE Magazine
1963
veröffentlicht ersten Roman „The Learning Tree“
2006
stirbt in New York City, USA