Günther Förg
Architektur und Sehnsucht
Anfang der 80er Jahre hat Günther Förg mit der Fotografie begonnen. Aus der Zeitschrift „Domus“ und dem Film „Die Verachtung“ von Jean-Luc Godard kannte er das Malaparte-Haus. Mit einer Kamera, die er kurz zuvor gekauft hatte, ist er nach Italien gefahren. Zu diesem Zeitpunkt erwachte auch sein Interesse für Architektur. Das erste Haus, das er fotografierte, war jene Villa, die sich der italienische Dichter Curzio Malaparte 1938 bis 1940 von dem Architekten Adalberto Libera auf Capri erbauen ließ.
Die Entscheidung, in Italien zu arbeiten, hatte auch mit der Nähe zu München zu tun, wo Förg von 1973 bis 1979 Malerei studierte. Die Ludwigstraße ist nach florentinischen Mustern angelegt: Architektur und Sehnsucht. Ludwig I hat seine Architekten nach Italien zum Studium geschickt. „Aber wenn man jeden Tag die Ludwigstraße vor Augen hat, dann fotografiert man das nicht“, sagt Günther Förg. „Es muss noch etwas Fremdes hinzukommen.“
Förg hat vor allem interessiert, dass die Architektur des italienischen „Rationalismo“ ein internationaler Stil geworden ist, den er später auch in Deutschland, Amerika, Prag oder Moskau wiedergefunden hat: steinerne Zeugnisse dunkler Vergangenheit. Die Fenster, auf die er sein Objektiv richtet, inkriminieren alles, was man durch sie sieht; und vieles, was man nicht sehen kann. Die Anziehungskraft der neoklassizistischen Fassaden auf Günther Förg liegt aber auch in ihrer klaren Linienführung: Sie eröffnet ihm die Möglichkeit, die Formensprache seiner Malerei durch die Motive seiner Fotografie zu bereichern.
Biografische Daten
1952
geboren in Füssen
1996
erhält den Wolfgang-Hahn-Preis
1992-98
Professor für Malerei an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe
1999-2013
Professor für Malerei an der Akademie der Bildenden Künste, München
2013
stirbt in Freiburg