Gunnar Smoliansky

Gunnar Smoliansky, Södermalm, 1959, 41 x 30, 3 cm, Silver gelatin print
Gunnar Smoliansky, Hälsingland, 1976, 30 x 24 cm, Silver gelatin print
Gunnar Smoliansky, Stockholm, 1978, 30 x 40 cm, Silver gelatin print
Gunnar Smoliansky, Södermalm, 1980, 30 x 24 cm, Silver gelatin print
Gunnar Smoliansky, Hälsingland, 1989, 21 x 21 cm, Silbergelatineabzug
Gunnar Smoliansky, Lena, 1967, 20 x 20 cm, Silbergelatineabzug
Gunnar Smoliansky, Saltsjö-Boo, 1978, 26.8 x 18.3 cm, Silbergelatineabzug
Gunnar Smoliansky, Södermalm, 1957, 26.5 x 17.6 cm, Silbergelatineabzug
Gunnar Smoliansky, 7. September 1980, 17.8 x 26.6 cm, Silbergelatineabzug
Gunnar Smoliansky, Stockholm, 2002, 26 x 17.2 cm, Silbergelatineabzug

Der existenzielle Blick

Mit dem Begriff „Heimat“ beschreiben wir einen einzigartigen Ort, zu dem wir eine unersetzliche soziale, emotionale und physische Beziehung haben. Der schwedische Fotograf Gunnar Smoliansky hat in eben diesem tief in die Seele hineinwurzelnden Raum eine unerschöpfliche Inspirationsquelle für sein über sechs Jahrzehnte umspannendes Werk gefunden. Heimat bedeutet für Smoliansky die schwedische Hauptstadt Stockholm, genauer die Stadtteile Södermalm und Saltsjö-Boo – ein eng umgrenztes geografisches Terrain, in dem er die meiste Zeit seines Lebens gearbeitet hat und bis heute lebt.

Die Bildwelt des Künstlers und seine persönliche Lebenswelt sind somit praktisch deckungsgleich. Das lässt sich geradezu als Antithese verstehen zur romantischen Vorstellung der reisenden Fotograf*innen, von denen viele zeitgleich zu Smoliansky als abenteuerlustige Weltenbummler*innen mit der Kamera Bestaunenswertes in fremden Landschaften und Kulturen einfingen. Smoliansky dagegen beschreibt, entdeckt und reflektiert das, was seine vertraute Umgebung ihm bietet.

Dabei prägt er schon während seiner Anfänge in den frühen 1950er Jahren einen Kompositionsstil aus, der seine Bilder bis heute kennzeichnet. Sein fotografisches Auge akzentuiert Körper im Raum, porträtiert Passant*innen, aber auch Straßenzüge, erfasst Architekturausschnitte – und immer wieder Bäume. Bevorzugt in kleinem Format, oft quadratisch und immer schwarz-weiß ordnet er Linien, Körper und Flächen in ein ausgewogenes Gefüge. Nie wirken seine Motive morbid oder verzerrt, vielmehr scheint jedes einzelne Bild von einer universellen Harmonie und Gleichwertigkeit der Ereignisse zu zeugen – Fenster in einer gealterten Hauswand werden zum Anschauungsobjekt für grafische Gestaltungslehre, im intensiven Ausdruck eines schönen, jungen Mädchens am Straßenrand glaubt man eine Szene aus einer Jugendnovelle zu erkennen. Die Arbeit in der Dunkelkammer ist dabei ein entscheidender kreativer Aspekt für ihn: Seine schöpferische Kraft wird durch seine handwerkliche Meisterschaft im Experiment mit Ausschnitt, Kontrast und Grauwerten intensiviert. Smolianskys Werkgruppen erzählen jedoch keine kohärenten Geschichten, seine Bildsprache passt nicht ins Genre der Reportagefotografie – zu sehr treten Formen, Objekte und Strukturen mit drängender Suggestivkraft in den Vordergrund. In literarischer Lesart wäre er wohl ein Lyriker, der in knappen, fragenden Versen Alltagsdetails herausstellt, in denen sich doch das große Ganze unserer Existenz wiederfindet. Für den*die Betrachter*in dieser „visuellen Gedichte“ kann sich so der Blick öffnen – für den Genuss von Schönheit und Wahrhaftigkeit im Augenblick und überraschende Erkenntnisse jenseits des Gewohnten.

Biografische Daten

1933

geboren in Visby, Gotland, Schweden

1965

Arbeitet als freischaffender Fotograf

lebt in Stockholm, Schweden