Jana Bissdorf

Jana Bissdorf, Ohne Titel #01, aus der Serie "Wege zum Glück", 2018, 60 x 40 cm, montage of inkjet print and found analogue print
Jana Bissdorf, Ohne Titel #02, aus der Serie "Wege zum Glück", 2018, 60 x 40 cm, montage of inkjet print and found analogue print
Jana Bissdorf, Ohne Titel #03, aus der Serie "Wege zum Glück", 2018, 60 x 40 cm, montage of inkjet print and found analogue print
Jana Bissdorf, Ohne Titel #04, aus der Serie "Wege zum Glück", 2018, 60 x 40 cm, montage of inkjet print and found analogue print
Jana Bissdorf, Ohne Titel #01, aus der Serie "Wege zum Glück", 2018, 60 x 40 cm, Montage aus Inkjet Print und vorgefundenem, analogen Abzug
Jana Bissdorf, Ohne Titel #02, aus der Serie "Wege zum Glück", 2018, 60 x 40 cm, Montage aus Inkjet Print und vorgefundenem, analogen Abzug
Jana Bissdorf, Ohne Titel #03, aus der Serie "Wege zum Glück", 2018, 60 x 40 cm, Montage aus Inkjet Print und vorgefundenem, analogen Abzug
Jana Bissdorf, Ohne Titel #04, aus der Serie "Wege zum Glück", 2018, 60 x 40 cm, Montage aus Inkjet Print und vorgefundenem, analogen Abzug
Jana Bissdorf, Ohne Titel #05, aus der Serie "Wege zum Glück", 2018, 60 x 40 cm, Montage aus Inkjet Print und vorgefundenem, analogen Abzug
Jana Bissdorf, Ohne Titel #06, aus der Serie "Wege zum Glück", 2018, 60 x 40 cm, Montage aus Inkjet Print und vorgefundenem, analogen Abzug
Jana Bissdorf, Ohne Titel #07, aus der Serie "Wege zum Glück", 2018, 60 x 40 cm, Montage aus Inkjet Print und vorgefundenem, analogen Abzug

Dialog der Erinnerungen

Ein buntes Sesselpaar, ein kaputtes Bett, ein gemusterter Teppich, ein Holzkreuz an der Wand, eine alte Uhr auf dem Nachttisch, eine Zahnbürstenfamilie auf dem Waschbecken – die Bildmotive in Jana Bissdorfs Serie „Wege zum Glück" geben Einblick in die persönliche Umgebung eines Menschen. In den Abzügen ihrer Farbfotografien hat die Künstlerin an ausgewählten Positionen kleine Fenster freigeschnitten und dort Schwarz-Weiß-Fotos eingefügt. Diese kleinformatigen Abzüge sind erkennbar älteren Datums und weisen sichtbare Gebrauchsspuren auf. Es handelt sich um Bilder, die Bissdorf gefunden und gesammelt hat. Ursprünglich stammen sie vermutlich aus privaten Familienalben der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, deren Urheber*innen und Abgebildete unbekannt bleiben.

Durch die Kombination der beiden Fotografien treffen auf jedem Bild zwei verschiedene Zeitebenen und Kontexte aufeinander. Die Farbfotos zeigen Möbel und Einrichtungsgegenstände, die von einer Person benutzt werden. Sie erfassen Dinge, die in jeder Zeit zum alltäglichen Leben dazugehören. Steht ein Umzug an, packt man sie ein und stellt sie an einem anderen Ort wieder auf. Die schwarz-weißen Fundstücke, die aus früheren Generationen stammen, ergänzen die Bilder zu einer Konstellation, die sich auf zwei narrativen Ebenen mit privaten Räumen und Erlebnissen befasst. Zusammen rufen sie Empfindungen wach, die man gegenüber Dingen haben kann, die einen umgeben.

Bildcollagen sind seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts Teil der künstlerischen Praxis, sie haben entscheidend zur Umwertung des Bildbegriffs beigetragen. An die Stelle der Repräsentation einer Idee oder der Darstellung einer bestimmten Szene ist mit der Collage das freie Zusammenfügen von Bildmaterial aus verschiedenen Entstehungskontexten getreten. Die Collage löst alte Strukturen auf und lässt die einzelnen Bildelemente zu Versatzstücken werden, die miteinander in einen Dialog treten. Auch in der zeitgenössischen Fotografie ist diese Technik verbreitet. Heute wird zunehmend auf bereits existierendes fotografisches Bildmaterial zurückgegriffen, das ursprünglich nicht für den Kunstkontext bestimmt war.

Jana Bissdorf nutzt die Collage, um über die Dualität der zusammengeführten Elemente eine starke und bei jedem*jeder Betrachter*in individuell gelagerte Assoziationskraft freizusetzen. Sie schafft Berührungspunkte, indem das Zusammenspiel des Bildes aus der Gegenwart mit dem schwarz-weißen „Bild im Bild" vertraute Emotionen, aber auch persönliche Erinnerungsbilder hervorruft. Erst im Kopf des*der Betrachter*in überlagern und verschränken sich die zu verschiedenen Zeitpunkten aufgenommenen Momente und Ausschnitte aus dem Leben unterschiedlicher Personen. Die jeweiligen Gedankenketten können auf formaler Ebene ansetzen, da in der Bildkomposition der miteinander kombinierten Aufnahmen Parallelen zu beobachten sind. Bei näherer Auseinandersetzung mit den Bildern ergeben sich zudem inhaltliche Bezüge zwischen den abgebildeten Elementen. Die entstehenden Dialoge regen zugleich zur Reflektion über gesellschaftliche Normen und Strukturen an.

Biografische Daten

1987

geboren in Heidelberg

2008–2011

Ausbildung als Fotografin in Frankenthal/Pfalz

seit 2012

Studium Bildende Kunst an der HfG Offenbach

2018

HfG Fotoförderpreis der Deutsche Börse Photography Foundation