Joachim Brohm

Joachim Brohm, Bochum 1983, 50 x 60 cm, c-print
Joachim Brohm, Essen #01, 1980, 50 x 60 cm, c-print
Joachim Brohm, Essen, 1982, 50 x 60 cm, c-print
Joachim Brohm, Gelsenkirchen, 1982, 24 x 30, 4 cm, c-print
Joachim Brohm, Essen #01, 1982, 50 x 60 cm, c-print
Joachim Brohm, Essen #02, 1982, 50 x 60 cm, c-print
Joachim Brohm, Bochum, 1983, 50 x 60 cm, c-print
Joachim Brohm, Essen #02, 1980, 50 x 60 cm, c-print
Joachim Brohm, Brennendes Auto, 1984, 50 x 60 cm, c-print
Joachim Brohm, Bürofenster, 1984, 50 x 60 cm, c-print
Joachim Brohm, Taxi, 1984, 50 x 60 cm, c-print
Joachim Brohm, Junge mit gelbem Käfer, 1984, 50 x 60 cm, c-print

Fotografischer Naturalismus

Joachim Brohm fotografierte ab Ende der 1970er Jahre als einer der ersten Fotokünstler*innen in Deutschland ausschließlich in Farbe. „Die Farbe verlieh meinen Bildern Glaubwürdigkeit im dokumentarischen Sinne“, erklärt er und definiert damit gleichzeitig sein künstlerisches Credo. Sein Ansatz reizte aber nicht alle Möglichkeiten der Farbfotografie aus und ging damit gegen den Trend der Zeit: Joachim Brohm stellte fotografischen Naturalismus gegen omnipräsente Werbeästhetik, Dokumentation gegen Inszenierung, Nüchternheit gegen Bildeffekte, gedämpfte gegen kraftvolle und kontrastreiche Farben. Bei seinen Professor*innen stieß der Student damit auf Unverständnis, aber fotografische Vorbilder wie Stephen Shore und Lewis Baltz, die es zu Weltruhm bringen sollten, bestärkten ihn darin, seinen Weg weiterzugehen. „Die Amerikaner zeigten vermeintlich belanglose Szenen, es schienen Inhalt und Kontext zu fehlen – viele konnten damit nichts anfangen.“

Joachim Brohm entwickelte diesen Ansatz weiter: Er kombinierte meist menschenleere Landschaftsszenen mit seinem Interesse am sozialen Miteinander. Damit werden seine Aufnahmen auch zu kleinen Gesellschaftsstudien: Sie zeigen, wie der Mensch die Landschaft verändert – und die Landschaft ihn. Seine Fotografien des Ruhrgebiets entstanden zu einer Zeit, als Freizeitparks und künstlich angelegte Seen dazu beitragen sollten, das Image der trostlosen Zechengegend abzustreifen. Aus der Perspektive eines neutralen Beobachters zeigt Joachim Brohm diesen Übergang von Arbeit zu Freizeit, der mit der Veränderung vom Ländlichen zum Urbanen einhergeht. „Ich wollte die Menschen in einer Umgebung im Wandel zeigen: Wie sehen sie aus, womit beschäftigen sie sich, welche Aktivitäten prägen sich aus?“ Die Betrachter*innen schickt er dabei auf Entdeckungsreise.

Joachim Brohm offenbart Strukturen in der Landschaft, die ansonsten verdeckt blieben. Der erhöhte Standpunkt, der für viele seiner Aufnahmen charakteristisch ist, verstärkt den Eindruck einer fotografischen Aufsicht, die er selbst als „All-over“ bezeichnet. Die Abwesenheit eines klaren Mittelpunkts und eine bildübergreifende Tiefenschärfe tragen dazu bei, dass individuelle Szenen sich zu einer Situationsaufnahme zusammenfügen. „Das ganze Bild ist das Motiv – der Betrachter kann sich seinen Schwerpunkt aussuchen.“ Damit lenkt Joachim Brohm unsere Aufmerksamkeit auf das große Ganze – mit viel Liebe zum Detail.

Biografische Daten

1955

geboren in Dülken, Deutschland

1983

schließt Studium in Visueller Kommunikation/Kommunikationsdesign an der Folkwang Universität der Künste, Essen ab

1984

schließt Masterstudium im Fachbereich Fotografie und Kino an der Ohio State University, Columbus, USA unter Allan Sekula ab

1993-2021

Professor für Fotografie an der Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig

2003-11

Rektor der Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig

lebt in Leipzig