Joseph Szabo
Teenage
Kurz nachdem Joseph Szabo 1972 seine Stelle als Kunstlehrer an der Malverne High School auf Long Island angetreten hatte, wurde ihm angeboten, dort eine Fotografieklasse einzurichten. Begeistert von dieser Idee organisierte er zunächst einen „Photography Club“ und gab später Unterrichtsstunden in der Dunkelkammer, um die Schüler*innen an seinen – am renommierten New Yorker Pratt Institute erworbenen – Kenntnissen und Erfahrungen mit Fotografie teilhaben zu lassen. Sehr bald stellte er jedoch fest, dass die Begeisterung für das Medium einseitig war; die Schüler*innen nahmen das Thema nicht ernst und zeigten weder Disziplin noch Enthusiasmus. Das änderte sich schlagartig, als er begann, sie mit seiner Kamera zu porträtieren. Mit diesem Ansatz hatte er Erfolg – es entstand eine der schönsten und eindringlichsten Porträtserien über Teenager.
Mehr als 25 Jahre lang fotografierte Joseph Szabo fortan Jugendliche. Seine vor allem in den 1970er und 1980er Jahren entstandenen Porträts sind ein faszinierendes Abbild der Verlorenheit und gleichzeitig ungebremsten Lebenslust im Teenageralter. Sie zeigen, dass Joseph Szabo die Jugendlichen in dieser oft auch schwierigen Lebensphase nicht nur wahr-, sondern auch ernst genommen hat. „Ich wollte mit meinen Bildern zeigen, wer diese jungen Menschen waren und wer sie sein wollten. Ich wollte ihre fragile Schönheit festhalten“, erklärt Szabo. Vertrauen und Offenheit waren das Gegengeschenk der Teenager für seinen respektvollen Blick auf ihre Jugend. Wie selbstverständlich durfte er dabei sein, wenn sie sich trafen, feierten oder am Strand „abhingen“. Dennoch blieben Nähe und Distanz dabei im Gleichgewicht. Szabos Bilder sind die eines Beobachters, der dabei, nicht aber einer von ihnen war. Und der sie so nahm, wie sie waren. Nie wurden Bilder gestellt oder inszeniert. Auch nicht bei Priscilla, deren Bild einer ungestüm-kindlichen Raucherin Kultstatus erreichte und später gar ein Plattencover der Band Dinosaur Jr. zierte. „Ich drehte mich am Strand um – und da war sie. Ich hatte drei Sekunden, dann war sie weg.“
Natürlich waren sich die Jugendlichen auch damals dessen bewusst, wenn sie fotografiert wurden. Aber die Bilder landeten meist als Abzüge in der Schublade, einem Album oder höchstens im Jahrbuch der Schule. Zu fotografieren war etwas Besonderes, Kostbares und Privates. Heute knipst jeder unendlich oft und niemand weiß, auf welchen Websites oder in welchen sozialen Netzwerken sich diese Bilder einmal wiederfinden werden. Insofern sind Joseph Szabos Bilder auch Zeugnis einer Zeit, in der der Umgang mit Fotografie, vor allem bei jungen Menschen, aus heutiger Sicht geradezu unschuldig erscheint.
Biografische Daten
1944
geboren in Toledo, Ohio, USA
1966 - 1968
studierte Fotografie am Pratt Institute, Brooklyn, New York, USA
1972 – 1999
Lehrte Fotografie an der Malverne High School on Long Island, New York und am International Center of Photography in New York
1984
erhält den National Endowment for the Arts (NEA) Visual Arts Fellowship
lebt in Amityville, New York, USA