Juergen Teller

Juergen Teller, Elizabeth Hamilton, 1998, 31 x 24 cm, c-print
Juergen Teller, Sara Wietzel, 1999, 24 x 31 cm, c-print
Juergen Teller, Lyndall, 1999, 31 x 24 cm, c-print
Juergen Teller, Inga, 1998, 24 x 31 cm, c-print
Juergen Teller, Desiree und Candice Neil, 1998, 32 x 26 cm, c-print
Juergen Teller, Kate Bateman, 1999, 32 x 26 cm, c-print
Juergen Teller, Lauren, London, 1998, 32 x 26 cm, c-print
Juergen Teller, Red Kate, London, 1998, 32 x 26 cm, c-print

Hinter dem Spiegel

Nichts ist verführerischer als die Schönheit. Das wissen wir schon seit dem antiken Helena-Mythos. Drei Göttinnen versuchten, das Urteil des Paris mittels kleiner Dreingaben zu ihren Gunsten zu wenden: Vor die Wahl gestellt, Macht, Weisheit oder schlicht die schönste Frau zu bekommen, entschied sich Paris für – die schöne Helena.

Die Ikonen unserer Tage hören auf den Namen Kate, Claudia, Christy, Linda, Cindy, Naomi oder Eva. Wie ihre antike Vorgängerin personifizieren die Supermodels ein Schönheitsideal und werden dafür kultisch verehrt. Juergen Teller hat sie fotografiert. In Werbekampagnen für alles, was im Traumzirkus der Modebranche Rang und Namen hat. Veröffentlicht wurden seine Arbeiten in Szenemagazinen wie Vogue, Elle und Face.

Als Werbefotograf ist Juergen Teller selbst ein Star, in seinen Frauenporträts jedoch möchte er hinter den Spiegel der Branche blicken. Dem Perfektionismus einer internationalen Glamourwelt setzt er die Ästhetik des Nicht-Perfekten entgegen, der operettenhaften Inszenierung von Weiblichkeit ein branchenunübliches Natürlichkeitsideal. Nicht nur in den Gesichtern namenloser junger Mädchen, die von ihren Agenturen zu Tellers Studio in Notting Hill zum Casting geschickt wurden („Go-Sees“), auch bei dem Supermodel Kate Moss zeigen sich abseits der offiziellen Eleganz unvermutete Züge von Verletzlichkeit, Fragilität, Schüchternheit, Melancholie.

Dennoch haben Juergen Tellers Porträts nichts von Entblößung, Demaskierung oder Zudringlichkeit. Jenseits des stilisierten Idols gewähren sie einen direkten Blick auf die authentische Person.

Biografische Daten

1964

geboren in Erlangen

1984–86

studiert Fotografie an der Bayerischen Staatslehranstalt für Fotografie, München

1986

Umzug nach London, Großbritannien

späte 1980er Jahre

beginnt für Zeitgeist- und Modemagazine wie „i-D”, „The Face” und „Arena“ zu fotografieren

2003

erhält den Private Bank Photography Prize (heute Deutsche Börse Photography Foundation Prize)

Seit 2014

Professor für Fotografie an der Akademie der Bildenden Künste Nürnberg

lebt in London, Großbritannien