Mimi Plumb

Mimi Plumb, Bree, 1988, 61 x 51 cm, Silbergelatineabzug
Mimi Plumb, Highway 4, 1975, 51 x 61 cm, Silbergelatineabzug
Mimi Plumb, Mark in Terra Linda, 1976, 51 x 61 cm, Silbergelatineabzug
Mimi Plumb, Pearl, 1986, 51 x 61 cm, Silbergelatineabzug
Mimi Plumb, Pool, Fire above San Rafael, 1975, 51 x 61 cm, Silbergelatineabzug
Mimi Plumb, Two girls at the festival, 1975, 51 x 61 cm, Silbergelatineabzug
Mimi Plumb, White house, 1975, 51 x 61 cm, Silbergelatineabzug
Mimi Plumb, Tree on hill, 1976, 51 x 61 cm, Silbergelatineabzug
Mimi Plumb, 101 Movies, 1975, 51 x 61 cm, Silbergelatineabzug

„The White Sky“ – so betitelt Mimi Plumb ihren 2020 veröffentlichten Bildband, der anhand zahlreicher Schwarz-Weiß-Fotografien von ihrer Jugendzeit im Kalifornien der 1960er und 1970er Jahre erzählt. Die zumeist düstere Stimmung in ihren Fotografien lässt sich nur schwer vereinbaren mit den Vorstellungen, die wohl die meisten von uns mit dieser Zeitspanne im „Golden State“ verbinden: üppige Natur, farbenfrohe Hippie-Communities und gesellschaftlicher Aufbruch. Plumbs Bilder zeigen uns stattdessen die Ödnis einer aus gleichförmigen und wenig ansprechenden Reihenhäusern bestehenden Kleinstadt inmitten einer kargen, ausgedörrten Landschaft. In ihren Jugendjahren empfand Mimi Plumb die Atmosphäre in ihrem Heimatort Walnut Creek vor allem als beklemmend, unwirtlich und geprägt von politischer Ignoranz. Mit 19 Jahren zog sie ins nahe gelegene San Francisco, um Fotografie zu studieren. Dort fand sie nicht nur kulturelle und künstlerische Inspiration, sondern auch lebhafte Debatten über die aktuellen gesellschaftlichen Probleme – Krieg, Ungerechtigkeit, Umweltzerstörung –, die hinterfragt und neu überdacht wurden. In Walnut Creek hatte dieser Diskurs außerhalb ihrer Familie nicht stattgefunden.

Dennoch kehrte Plumb ab Mitte der 1970er Jahre immer wieder dorthin zurück, um sich fotografisch mit der „Vorstadthölle“ ihrer Jugend auseinanderzusetzen. Die Leere in den Straßen, die ständige Hitze und die teils durch heftige Brände in Mitleidenschaft gezogene Natur – all das geben ihre Bilder wieder. Die Sorge um die Folgen der klimatischen Veränderungen und die in den frühen 1960er Jahren plötzlich sehr reale Gefahr einer nuklearen Katastrophe beschäftigten Plumb schon im Kindesalter und brachten sie phasenweise sogar um den Schlaf. Selbst das Licht des „weißen Himmels“ empfand sie meist als bedrohlich – es durchdringt auch ihre Fotografien mit der unerbittlichen Härte einer Sonnenstrahlung, der man möglichst entfloh. Ihre liebevollen Porträts der Jugendlichen, die sich rauchend, lachend und mit vermutlich viel Unsinn im Kopf auf den Straßen die Langeweile vertreiben, erinnern aber auch an eine Zeit, in der es viel Gelegenheit gab, sich unbeobachtet von Erwachsenen zu bewegen und auszuprobieren.

Plumbs Fotografien aus dieser Zeit schlummerten Jahrzehnte in Kisten unter ihrem Bett. Erst als sie 2014 ihre langjährige Lehrtätigkeit an der San Jose State University beendete, begann sie damit, das eigene Archiv aufzuarbeiten und es – vor allem in Form von Büchern – in die Welt zu bringen. Sie hat, wie sie sagt, diese Zeit gebraucht, um die Bilder neu zu betrachten. Ihr fotografisches Werk ist zugleich sehr persönlich, höchst politisch und auf bedrückende Art und Weise zeitlos. Die Themen, die sie in jungen Jahren umtrieben, sind heute aktueller denn je.

 

Biografische Daten

1953

geboren in Berkeley, Kalifornien, USA und aufgewachsen in den Vorstädten von San Francisco, USA

1976

schließt Bachelorstudium der Fotografie am San Francisco Art Institute ab

1985/86

erhält den James D. Phelan Art Award für Fotografie von der San Francisco Foundation

1986

schließt Masterstudium der Fotografie am San Francisco Art Institute ab

2017

ausgezeichnet mit dem John Gutmann Fotografie Stipendium für ihr Projekt „Teen Girls“, USA

2020

veröffentlicht „The White Sky“ in London, UK

2022

erhält dein Guggenheim Fellowship im Bereich Fotografie

lebt in Berkeley, Kalifornien, USA