Moises Saman

Moises Saman, #01 from the series „Deutschlandreise“, 2013,
Moises Saman, #02 from the series „Deutschlandreise“, 2013,
Moises Saman, #03 from the series „Deutschlandreise“, 2013,
Moises Saman, #04 from the series „Deutschlandreise“, 2013,
Moises Saman, Prora, Insel Rügen, aus der Serie "Deutschlandreise", April 2013, 24 x 30 cm, digital print
Moises Saman, Bremerhaven, aus der Serie "Deutschlandreise", April 2013, 24 x 30 cm, digital print

Deutschlandreise

Nach der Eröffnung seiner Ausstellung „Small World“ 1995 in Paris soll dem britischen Fotografen Martin Parr niemand Geringeres als Henri Cartier Bresson, Mitbegründer von Magnum Photos, ein Fax geschickt haben – der Text: „Sie stammen von einem anderen Planeten.“ Gemünzt war der Satz auf Parrs satirischen Umgang mit den populären Orten der Tourismusindustrie und deren Protagonist*innen. Im Stil einer persönlich geprägten Fotodokumentation verwies Parr, der erst kurz zuvor bei Magnum aufgenommen worden war, mit seiner Reportage über die eigentliche Story, das eigentliche Thema hinaus und war damit zugleich einer der Pioniere des Wandels in puncto Ausrichtung und Funktion der klassischen Fotoagenturen.

Eine solche „erweiterte“ Fotodokumentation haben auch die vier Fotojournalist*innen Olivia Arthur, Moises Saman, Peter van Agtmael und Paolo Pellegrin erstellt. Die vier Vertreter einer jungen Generation von Magnum-Fotografen hatten die Aufgabe, Deutschland und dessen Bevölkerung im Jahr der Bundestagswahl 2013 mit dem unverbrauchten, neugierigen Blick der Fremden zu begegnen. Aus dem gemeinsam mit Magnum Photos initiierten Projekt der Art Collection ist ein 400 Fotografien umfassendes Konvolut hervorgegangen. Es entstanden Bilder von einem Deutschland, das sich so dargestellt kaum zur Bebilderung einer touristischen Werbebroschüre eignen würde. Im Nebeneinander der unterschiedlichen Sicht- und Arbeitsweisen findet sich in der „Deutschlandreise“ ein Deutschland, das manchem seiner Bewohner*innen wenig vertraut und nahe erscheinen mag, auch dort, wo auf den Umgang mit der eigenen Geschichte verwiesen wird. In etlichen Aufnahmen allerdings erkennt man es doch wieder. Fotografien aus unserem Land und zugleich „wie von einem anderen Planeten“.

Der Spanier Moises Saman bereiste den Norden Deutschlands: Hamburg, Bremen und Bremerhaven, die Ostseeküste und Rügen. Seine Schwarz-Weiß-Aufnahmen zeigen ein trübes, verregnetes Deutschland, dessen Wolkendecke schwer über dem isoliert wirkenden Bildpersonal aus Werftarbeiter*innen und Fischer*innen zu liegen scheint. Besondere Aufmerksamkeit erregten bei Saman die liebevoll gepflegten Attribute des Kleinbürgertums: Der bürgerlich-ordentlich drapierte Gardinenschmuck in den Fenstern ist eine Art Leitmotiv im dunklen Moll der norddeutschen Landschaft.

Biografische Daten

1974

geboren in Lima, Peru

1998

schließt sein Studium der Kommunikationswissenschaften und Soziologie an der California State University ab

2000–2007

arbeitet als Fotograf für Newsday

2004

erhält den World Press Photo Award

Seit 2007

arbeitet als freiberuflicher Fotograf für u.a. The New York Times, Human Rights Watch, Newsweek und TIME

2010

wird Mitglied der Agentur Magnum Photos Paris

Seit 2011

umfangreiche Fotodokumentationen der Aufstände in Ägypten, dem Irak, Libanon, Libyen, Syrien und Tunesien

2014

Gruppenausstellung “Deutschlandreise”, zusammen mit Paolo Pellegrin, Olivia Arthur und Peter van Agtmael in der Deutschen Börse, Eschborn

lebt in Tokyo, Japan