Peter Fischli und David Weiss
Florale Verführung
„Eigentlich gibt es nichts Platteres als Blumenbilder – aber auch nichts Schöneres als einen blühenden Garten.“ Die das sagen sind Peter Fischli und David Weiss. Ihr Kommentar überrascht, denn die beiden Züricher Künstler haben sich in den vergangenen Jahren fast enzyklopädisch mit Blumenmotiven beschäftigt. Noch trivialer seien allerdings Doppelbelichtungen, jene ersten Gehversuche ambitionierter Amateurfotograf*innen. Als seriöser Künstler mache man so etwas nicht. Und wenn überhaupt, dann höchstens mit Photoshop am Computer. Auch hier müssen Fischli/Weiss passen: Nachbearbeitet haben sie ihre Fotografien nur bei den Farbwerten, die Doppelbelichtungen sind authentisch. „Uns hat das Moment des Zufalls interessiert“, sagt Peter Fischli. „Wenn die Aufnahmen gelingen, empfangen wir ein Geschenk“, sagt David Weiss. Arbeiten dieser Art seien nicht restlos kontrollierbar. Wie ein Garten: auch den müsse man hegen und pflegen und brauche dennoch das Glück auf seiner Seite. Aber mit Natur hätten die Bilder wenig zu tun, eher mit Domestizierung.
Schönheit und Trivialität, Zufall und Manipulation, Kunst und Natur, Provokation und Dekoration: Das sind die Spannungsfelder, zwischen denen die Blumenbilder von Fischli/Weiss oszillieren. „Aus theoretischer Sicht bewegen sich diese Fotografien auf ziemlich dünnem Eis“, sagt Peter Fischli. „Die Blumenbilder sind eine Gratwanderung: Wir wollen den Betrachter mit floraler Opulenz verführen. Aber ganz unschuldig kann man sie auch nicht anschauen“, sagt David Weiss.
Biografische Daten
Peter Fischli
1952
geboren in Zürich, Schweiz
1975/76
studiert an der Academia di Belle Arti, Urbino, Italien
1976/77
studiert an der Academia di Belle Arti, Bologna, Italien
seit 2015
arbeitet als Professor an der Städelschule, Frankfurt am Main
David Weiss
1946
geboren in Zürich, Schweiz
1964
besucht den Vorkurs an der Kunstgewerbeschule, Zürich, Schweiz
1976/77
studiert Bildhauerei an der Kunstgewerbeschule, Basel, Schweiz
2012
stirbt in Zürich, Schweiz
gemeinsam
1979
beginnen ihre Zusammenarbeit
2003
erhalten den Goldenen Löwen für das beste Kunstwerk der 50. Biennale in Venedig