Pietro Donzelli

Pietro Donzelli, Milano, Fiera Campionaria, 1950, 40 x 50 cm, b/w print
Pietro Donzelli, Dalla serie "Cretete Senesi", Radicofani, 1954, 40 x 50 cm, b/w print
Pietro Donzelli, Napoli, Via Duca d´Aosta, 1948, 40 x 50 cm, b/w print
Pietro Donzelli, Napoli, Pubblicità, 1954, 40 x 50 cm, b/w print
Pietro Donzelli, Comacchio, aus der Serie "Delta del Po", 1953, 40 x 50 cm, b/w print
Pietro Donzelli, II Po in "stanca", da Contarina, aus der Serie "Delta del Po", 1953, 40 x 50 cm, b/w print
Pietro Donzelli, Ohne Titel, aus der Serie "Delta del Po", o.D.40 x 50 cm, b/w print
Pietro Donzelli, Milano, Laghetto di Redecesio, 1960, 40 x 50 cm, b/w print
Pietro Donzelli, Napoli, Parcheggio a Mergellina, 1950, 40 x 50 cmb/w print
Pietro Donzelli, Napoli, Via Sanità, 1949, 40 x 50 cm, b/w print
Pietro Donzelli, Sicilia, La piana di Licata, 1960, 40 x 50 cm, b/w print

Ein Augenblick für die Ewigkeit

Federico Fellini, Roberto Rossellini, Luchino Visconti, Vittorio De Sica – der italienische „Neorealismo“ hat vor allem im Film seine Ausdrucksform gefunden. Als Antwort auf die faschistische Propaganda der vierziger Jahre zeigten die Regisseure das Leid der Menschen unter Mussolinis Diktatur sowie die Folgen der Besatzung durch die Deutschen im Norden und die Alliierten im Süden. Im Zentrum stand dabei das italienische Volk und seine Unterdrückung.

Auch Pietro Donzelli zeigt in seinen Schwarz-Weiß-Fotografien die einfachen Leute. 1944, im letzten Kriegsjahr, hatte er Italien als junger Soldat durchquert. Nachhaltig beeindruckt von seinen Landsleuten und ihrer Umwelt nahm er sich nach Kriegsende vor, erneut auf die Reise zu gehen und die Erlebnisse mit der Rolleiflex festzuhalten. Nach dem Krieg arbeitete er jahrzehntelang als Dokumentationsfotograf bei einer großen italienischen Elektrizitätsgesellschaft; im Urlaub besuchte und fotografierte er Italiens Provinz und ihre Bewohner*innen – in Kalabrien, Sardinien, Sizilien, aber auch in Großstädten wie Mailand und Neapel. Seine Fotografien aus den fünfziger und sechziger Jahren dokumentieren das Italien der Nachkriegsjahre – und damit ein Land zwischen Tradition und Aufbruch in die Moderne. Pietro Donzellis Bilder zeigen vorindustrielles Leben und Arbeiten: Menschen auf Ochsenkarren, in Fischerbooten, auf Heuwagen. In seiner bekanntesten Serie mit Aufnahmen aus der Po-Ebene fotografierte er die Schönheit einer weitgehend unberührten Natur und das mühsame, karge Leben der Menschen. Sein Gesamtwerk ist das umfangreiche Panorama eines Landes, in dem sich neue Lebensformen breit machen – und sich alte zu behaupten versuchen.

Die Nähe zum Film bleibt. Pietro Donzellis Schwarz-Weiß-Fotografien wirken wie gefrorene Filmszenen, die Lust auf mehr machen. Inspiriert durch die poetisch-realistischen Werke französischer Filmregisseur*innen, allen voran Jean Renoir, erkundet er in der Fotografie den Umgang mit dem Licht. Er wird zu einem Meister im Einsatz kunstvoller Hell-dunkel-Kontraste und malerischer Grautöne. Seine Bilder sind poetisch und einfühlsam; sie zeugen von Donzellis Talent, den richtigen Augenblick einzufangen, der dann für eine Ewigkeit steht. Auch wenn sein Medium das Standbild ist – Pietro Donzelli vermag darin eine ganze Geschichte zu erzählen.

Biografische Daten

1915

geboren in Monte Carlo

1918

Umzug der Familie nach Mailand

1931–1939

arbeitet als Archivar bei der nationalen Telefongesellschaft und als Organisator der Fotothek Mailand

1946

Mitglied des Fotoclubs "Circolo Fotografico Milanese"

1947

Mitbegründer des Magazins "Fotografia"

1957–63

Herrausgeber und Co-Direktor der "Popular Photography in Italien"

1998

stirbt in der Nähe von Mailand, Italien