Slawomir Elsner
Virtuelle Existenz
Das Klassenfoto ist gelungen. Schüler*innen und Lehrer*innen sind bester Laune, wie sich das gehört, wenn geknipst wird. Auch der Schnappschuss bei der Polizei geht völlig in Ordnung, eine hübsche Erinnerung an die Kolleg*innen von der Wache. Kleider machen Leute – Kontexte ebenfalls.
Slawomir Elsner inszeniert sich in unterschiedlichen Umgebungen und dazu passender (Ver-)Kleidung: als Lehrer, als Polizist, als Bademeister, als Beerdigungsunternehmer, als Taxifahrer und so weiter. „Wie wirke ich auf andere? Und was sind das für Leute, denen ich tagtäglich begegne?“ hat er sich gefragt. Schwer zu sagen, jedenfalls sieht man es ihnen nicht an, die Person scheint austauschbar, kann in viele Existenzen schlüpfen. So ungefähr lautet die Antwort, die er uns in der Serie „Slawomir“ gibt.
Auch auf seinen „Hochzeitsfotos“ ist fast alles authentisch, in der Summe aber handelt es sich um Trugbilder. Die Familie existiert wirklich, sie ist Slawomir Elsners eigene Familie. Die Brautpaare sind tatsächlich gerade getraut worden. Sogar die Ästhetik stimmt: Die Aufnahmen ließ Elsner von einem Fotografen machen, der sich auf die Ablichtung von Familienfeiern spezialisiert hat. Allerdings haben die Brautpaare mit der Familie nichts zu tun: Sie dient ihnen lediglich als eine dem Anlass adäquate Kulisse.
Slawomir Elsner spielt mit den Möglichkeiten der Person. Und gleichzeitig mit denen des Mediums: Seine Arbeiten kommen als authentische Alltagsfotos daher, solange man sie einzeln betrachtet – erst die Serie legt eine neue Dimension hinter dem Alltäglichen frei.
Biografische Daten
1976
geboren in Wodzislaw, Polen
1995-2000
Studium der Freien Künste an der Kunsthochschule Kassel
lebt in Berlin