Sonja Braas

Sonja Braas, Forces #3 (Schollen), 2002, 170 x 150 cm, c-print
Sonja Braas, Forces #1 (Stein), 2002, 170 x 150 cm, c-print
Sonja Braas, Forces #4, 2002, 170 x 150 cm, c-print
Sonja Braas, You are here #30, 1999, 96 x 75 cm, c-print
Sonja Braas, You are here #27, 2000, 96 x 75 cm, c-print
Sonja Braas, You are here #4, 1999, 100 x 123 cm, c-print

Konditionierter Blick

„Exotische Landschaften kennen wir eigentlich nur aus dem Zoo oder dem botanischen Garten“, sagt Sonja Braas, die sich seit ihrer Jugend für Pflanzen interessiert. Mit der Zeit wuchs ihre Neugier; sie wollte die fernen Länder kennen lernen, aus denen die Arten kamen, mit denen sie sich zu Hause beschäftigte. Im Alter von 19 Jahren begann sie zu reisen; zunächst nach Costa Rica und Guatemala. Eine klare Vorstellung, wie die unberührte Natur aussehen sollte, hatte sie im Gepäck. Als sie an ihrem Ziel angelangt war, musste sie feststellen: Der wirkliche Urwald sah ganz anders aus. Ihre zweite Reise führte Sonja Braas nach Honduras, Nicaragua und El Salvador; dort machte sie eine neue Erfahrung: Vor der realen Landschaft begannen die Bilder, die sie im Kopf hatte, zu verblassen. Dann reiste Sonja Braas nach Australien, hier fand sie ihr Thema: die fotografisch vermittelte Einsicht, dass eine von der subjektiven Wahrnehmung unabhängige Natur nicht existiert.

In der Serie „You are here“ stehen authentische Landschaften neben konstruierten Naturszenarien, die Sonja Braas in zoologischen Gärten und naturhistorischen Museen fotografierte. Die Bilder thematisieren die romantische Utopie der Natur als das schlechthin „Andere“, dem der zivilisatorisch lädierte Mensch mit Staunen und Sehnsucht begegnet. In der Serie „Forces“ setzt Sonja Braas ihr Spiel mit konditionierten Naturbildern fort. Auch hier arbeitet sie mit realer und konstruierter Landschaft. Doch im Gegensatz zu den lieblichen Naturbildern in „You are here“ dominieren in „Forces“ die heroischen, bedrohlichen, Furcht einflößenden Momente.

Die Frage, was genau die menschliche Wahrnehmung konditioniert, beantworten Sonja Braas’ Landschaftsfotografien nicht. Aber sie vergegenwärtigen uns, dass wir schon eine Flut von Bildern im Kopf tragen, bevor wir unsere Augen auf die wirkliche Welt richten. Einen ersten Blick, ein völliges Neuerfahren gibt es in der Kindheit – später nicht mehr.

Biografische Daten

1968

geboren in Siegen

1991-97

Studium der visuellen Kommunikation, der Fotografie und Filmdesign an der Fachhochschule Dortmund

1995/96

Studium der Fotografie an der School of Visual Arts, New York

1997

Reinhart-Wolf-Preis

Kodak-Nachwuchsförderpreis

lebt in New York, USA