Sylvain Couzinet-Jacques

Sylvain Couzinet-Jacques, Sub Rosa #01, Film still, 2017-2020, 24 x 14 cm, Inkjet print
Sylvain Couzinet-Jacques, Sub Rosa #02, Film still, 2017-2020, 24 x 14 cm, Inkjet print
Sylvain Couzinet-Jacques, Sub Rosa #03, Film still, 2017-2020, 24 x 14 cm, Inkjet print
Sylvain Couzinet-Jacques, Sub Rosa #04, Film still, 2017-2020, 24 x 14 cm, Inkjet print
Sylvain Couzinet-Jacques, Sub Rosa #05, Film still, 2017-2020, 24 x 14 cm, Inkjet print
Sylvain Couzinet-Jacques, Sub Rosa #06, Film still, 2017-2020, 24 x 14 cm, Inkjet print
Sylvain Couzinet-Jacques, Sub Rosa #07, Film still, 2017-2020, 24 x 14 cm, Inkjet print
Sylvain Couzinet-Jacques, Sub Rosa #08, Film still, 2017-2020, 24 x 14 cm, Inkjet print
Sylvain Couzinet-Jacques, Sub Rosa #09, Film still, 2017-2020, 24 x 14 cm, Inkjet print
Sylvain Couzinet-Jacques, Sub Rosa #10, Film still, 2017-2020, 24 x 14 cm, Inkjet print

Sub Rosa

Im Norden Madrids erhebt sich inmitten eines Verkehrskreisels ein 45 Meter hoher neoklassizistischer Triumphbogen über der Stadt und dominiert deren Silhouette. Er unterbricht den dichten Verkehrsfluss und markiert gleichzeitig den Eingang zum Universitätsviertel der spanischen Hauptstadt. Das 1956 eingeweihte Denkmal erinnert an den Sieg des faschistischen Diktators Franco in einer Schlacht während des Spanischen Bürgerkriegs und somit an ein dunkles Kapitel der spanischen Geschichte. Heute erfüllt der Platz jedoch einen völlig anderen Zweck: Er ist zu einem Treffpunkt geworden.

Der französische Fotograf Sylvain Couzinet-Jacques zeigt in seiner Zweikanal-Videoinstallation und seinen Fotografien, wie Jugendliche diesen Raum für sich erobert haben. Umgeben vom stetigen Rauschen des Verkehrs und den vorbeiziehenden Autos wirken die kleinen Gruppen von jungen Männern und Frauen, als hätten sie sich auf eine einsame Insel abgesetzt. An diesem Knotenpunkt haben sie einen Rückzugsort gefunden, abseits der Aufsicht der Erwachsenen, aber auch abseits ihres Alltags. Der Titel der Arbeit, „Sub Rosa“, spielt in seiner Zweideutigkeit nicht nur auf das abendliche Licht an, sondern auch auf die Rose als Symbol der Verschwiegenheit. In Couzinet-Jacques‘ sorgfältig komponierten „Slow Motion“-Sequenzen posieren die Heranwachsenden vor der untergehenden Abendsonne, auf der Suche nach ihrer eigenen Identität und gleichzeitig getrieben von dem Wunsch dazuzugehören. Ihre Outfits werden zu einer Verkleidung, die alle vermeintlich gleichmacht: Nike, Adidas, Puma, das neueste iPhone ... Ihre Selbstinszenierung täuscht jedoch nicht über die eigene Unsicherheit hinweg. Sie wird in den verstohlenen, scheuen Blicke zwischen Mädchen und Jungs, die sich entweder an den Händen halten, lässig an ihrer Zigarette ziehen oder auf ihr Smartphone schauen, ebenso sichtbar, wie wenn sie auf dem Skateboard ihre neuesten Tricks vorführen. In diesem selbst erschaffenen „safe space“ wirken sie gleichzeitig allein und als Teil einer Gruppe. Die politische Funktion des ehemaligen Machtsymbols ignorieren die Jugendlichen gänzlich, es wird von ihnen stattdessen zu einem sozialen Raum umfunktioniert und belebt.

Die ästhetische Visualisierung, die Sylvain Couzinet-Jacques für seine Arbeit über den Platz im Herzen Madrids wählt, wird vor allem durch die Entschleunigung und das Farbenspiel des Himmels zu einer nahezu meditativen Inszenierung. Zwei Jahre lange begleitete der französische Künstler das Kommen und Gehen am Triumphbogen als stiller Beobachter, der dem Alter seiner Protagonist*innen längst entwachsen ist. Trotzdem scheinen sich die Porträtierten in seiner Gegenwart sicher genug gefühlt zu haben, um sich von ihm aus nächster Nähe fotografieren und filmen zu lassen.

Die an dem ehemaligen Wahrzeichen versammelte Gruppe junger Menschen, wird nicht umsonst als Teil einer „lost generation“ beschrieben: Inmitten einer schwierigen politischen und wirtschaftlichen Lage hat speziell diese Altersgruppe mit der höchsten Arbeitslosenquote in Spanien zu kämpfen und damit mit einer ungewissen Zukunft. Überspannt vom roten Licht des Sonnenuntergangs ist diese Perspektivlosigkeit jedoch kurzzeitig vergessen.

Biografische Daten

1983

geboren in Sens, Frankreich

2010

schließt Studium der Fotografie an der École Supérieure des Beaux-Arts de Marseille ab

2012

schließt Studium der Fotografie an der École Nationale Supérieure de la Photographie in Arles ab

2015

erhält den Immersion Award von der Foundation d’entreprise Hermès

2019

erhält den Talent Award von C/O Berlin

2019

ausgewählt für das Foam Talents Programm des Fotografiemuseum Amsterdam

lebt in Paris, Frankreich