Tom Wood

Tom Wood, Burroughs Garden Girls, aus der Serie “Mother Daughter Sister”, 1986, 50 x 40 cm, analoger c-print
Tom Wood, Charlie and Alan in Granny’s Chair, aus der Serie “Men”, 1977, 50 x 40 cm, Silbergelatineabzug
Tom Wood, ENTLEMEN Cowley, aus den Serien “Photie Man” und “People”, Oxford 1973, 50 x 40 cm, Silbergelatineabzug
Tom Wood, Grimace girl, aus der Serie “Photie Man”, 1986, 50 x 40 cm, analoger c-print
Tom Wood, Headscarves and Deposit Token (+ Child), aus der Serie “Mother Daughter Sister”, 1974, 50 x 40 cm, Silbergelatineabzug
Tom Wood, Highfields, Leicester (Soul Sisters), aus der Serie “Mother Daughter Sister”, 1975, 50 x 40 cm, Silbergelatineabzug
Tom Wood, Kicking lamppost, King Street, aus der Serie “Photie Man”, 1980, 50 x 40 cm, Silbergelatineabzug
Tom Wood, Pink high heels with octopus, aus der Serie “Photie Man”, 1985, 50 x 40 cm, analoger c-print
Tom Wood, Same Look, South Coast, aus der Serie “Mother Daughter Sister”, 1970, s 50 x 40 cm, Silbergelatineabzug
Tom Wood, Saturday Afternoon, Leicester, aus der Serie “Mother Daughter Sister”, 1973, 50 x 40 cm, Silbergelatineabzug
Tom Wood, Seacombe (Last People in the Street), aus der Serie “Mother Daughter Sister”, 1978, 50 x 40 cm, analoger c-print
Tom Wood, Son / Father, Maryhills Glasgow, aus der Serie “People”, 1974, 50 x 40 cm, Silbergelatineabzug
Tom Wood, Their pride and joy, aus der Serie “101 Pictures”, 1983, /84 50 x 40 cm, Silbergelatineabzug
Tom Wood, Titian mother, aus der Serie “Photie Man”, “People” and “Mother Daughter Sister”, 1985, 50 x 40 cm, analoger c-print

Der Foto-Mann

Als der in Irland geborene Fotograf Tom Wood 1978 nach Liverpool zog, befand sich die im Nordwesten Englands gelegene Stadt wirtschaftlich und sozial in einer schwierigen Lage: Obwohl sie seit ihrer Gründung um das Jahr 1200 herum immer eine wichtige Hafen- und später auch Industriestadt gewesen war, hatte die Wirtschaftskrise sie hart getroffen. Die Einwohnerzahlen sanken immer weiter und viele derer, die blieben, wurden arbeitslos. Die Folgen waren vor allem im südlichen Teil der Stadt sichtbar, der von Arbeitersiedlungen und Sozialwohnungen geprägt war.

In dieser angespannten Atmosphäre begann Tom Wood damit, die Bewohner*innen in der ihm zunächst sehr fremden Stadt und deren Umland zu porträtieren. Fast drei Jahrzehnte lang. Dabei wurde er von einem befremdlichen zu einem zunehmend vertrauten Anblick auf den Straßen. Ein bisschen seltsam erschien den Menschen der Mann, der immerzu seine Kamera um den Hals trug, allerdings schon, und so erhielt er den Spitznamen „Photie Man“ („Foto-Mann“). Nahezu täglich streifte Wood durch die Fußgängerzonen, besuchte Wochenmärkte, Cafés, Kneipen und Diskotheken, immer auf der Suche nach neuen Motiven. Seine Fotografien in Farbe und in Schwarz-Weiß zeigen Familien, Gruppen von Freund*innen, Paare und Einzelpersonen in ihrem alltäglichen Leben. Die Menschen scheinen dem Fotografen zu vertrauen, denn fast alle halten ihr Gesicht entspannt der Kamera zugewandt – unabhängig davon, ob sie gerade ihr Kind auf dem Arm halten, sich lässig gegen ein Auto lehnen oder vor einem ramponierten Schriftzug posieren. Woods Arbeiten zeichnet das wiederholte, gekonnte Einfangen eines jeden Charakters, aber auch der zwischenmenschlichen Intimität aus. Er scheint den Menschen ganz nahe zu kommen, ohne dass sie sich bedrängt fühlen oder sich verstellen. Im Gegenteil: Wood fängt auf liebevolle und doch ehrliche Weise verschiedenste emotionale Ausdrücke ein. Mit einem Auge für Details, Mimik und Gestik stieß er so auf Motive, die den normalen Beobachter*innen verborgen blieben – sei es die Tochter, die bereits in jungen Jahren ihrer Mutter wie ein Zwilling gleicht, oder das Paar, das sich in einem scheinbar ersten Annäherungsversuch noch etwas scheu an die Straßenlaterne lehnt.

Doch Tom Woods Fotografien geben auch einen Einblick in die Arbeiter*innenklasse der 1970er und 1980er Jahre in Liverpool. Seine Bilder zeigen vor allem den Teil der Gesellschaft, für den das alltägliche Leben eine Herausforderung darstellte. Schaut man genauer hin, so sieht man nicht nur die eindringlichen Blicke, sondern hinter den meist viel zu jungen Müttern auch die geschlossenen Geschäfte und zum Teil verfallenen Straßen. Woods Werk ist eine Chronik der Stadt und ihrer Menschen – realistisch, einfühlsam und voller Wärme – und zugleich ein Porträt des zutiefst Menschlichen. Seine Alltagsbeobachtungen decken das Besondere mitten im Gewöhnlichen auf.

Biografische Daten

1951

geboren in County Mayo, Irland

1973 bis 1976

studiert Fine Arts Painting an der Leicester Polytechnic (heute De Montfort Universität)

1989

veröffentlicht „Looking for Love: Chelsea Reach” in Manchester, UK

1998

erhält den Terence Donovan Preis von der Royal Photographic Society, UK

2002

ausgezeichnet mit dem Prix Dialogue de l'Humanité bei den Rencontres d´Arles, Frankreich

lebt in North Wales, Großbritannien