Zanele Muholi

Zanele Muholi, Xana Nyilenda, Newtown, Johannesburg, South Africa, aus der Serie "Faces and Phases", 2011, 86.5 x 60.5 cm, silver gelatin print
Zanele Muholi, Mbali Zulu, KwaThema, Springs, Johannesburg, South Africa, aus der Serie "Faces and Phases", 2010, 86.5 x 60.5 cm, silver gelatin print
Zanele Muholi, Thobeka Mavundla, Kwanele South, Katlehong, Johannesburg, South Africa, aus der Serie "Faces and Phases", 2012, 86.5 x 60.5 cm, silver gelatin print
Zanele Muholi, Vuyelwa Vuvu Makubetse, Daveyton, Johannesburg, South Africa, aus der Serie "Faces and Phases", 2013, 86.5 x 60.5 cm, silver gelatin print
Zanele Muholi, Debora Dlamini, KwaThema Community Hall, Springs, Johannesburg, Südafrika, aus der Serie "Faces and Phases", 2011, 86.5 x 60.5 cm, Silbergelatineabzug
Zanele Muholi, Zizima Kom, Embekweni, Paarl, Kapstadt, Südafrika, aus der Serie "Faces and Phases", 2011, 86.5 x 60.5 cm, Silbergelatineabzug
Zanele Muholi, Nthabiseng Nkopane, Alexandra, Johannesburg, Südafrika, aus der Serie "Faces and Phases", 2014, 86.5 x 60.5 cm, Silbergelatineabzug
Zanele Muholi, Tumi Nkopane, KwaThema, Springs, Johannesburg, Südafrika, aus der Serie "Faces and Phases", 2010, 86.5 x 60.5 cm, Silbergelatineabzug

Stiller Widerstand

Als fünftes Land der Welt ebnete Südafrika bereits 2006 den Weg für die gleichgeschlechtliche Ehe. Schon zehn Jahre zuvor hatte der Staat als erster weltweit gesetzlich festgehalten, dass Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung strafbar ist. Dies mag zunächst wie ein großer Schritt für die Akzeptanz gleichgeschlechtlicher Liebe erscheinen, jedoch sieht die Realität der LGBTQ-Community (Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender und Queer) in Südafrika selbst heute noch anders aus: Stigmatisierung, Ausgrenzung und Anfeindungen sind für jene, die offen dazu stehen, homosexuell oder Transgender zu sein, an der Tagesordnung. Vor allem als Femme erkannte und als Frauen wahrgenommene Menschen werden dort jährlich Opfer zahlreicher gewalttätiger Angriffe.

In diesem Umfeld wuchs auch Zanele Muholi als Teil der LGBTQ-Community Südafrikas auf. Mit der Arbeit als Aktivist*in und Fotograf*in möchte Muholi ein Zeichen setzen gegen die Diskriminierung, die Muholi am eigenen Leib, aber auch im eigenen Umfeld immer wieder miterleben musste. Muholis Arbeit richtet sich nicht nur gegen die Taten selbst, sondern auch gegen die mediale Berichterstattung über die homophoben, durch Hass motivierten Verbrechen, die meist ein spektakuläres Bild der Gewalt und ihrer Opfer zeichnet. Jenseits dieser Medienberichte bleiben die Betroffenen als Gruppierung in der südafrikanischen Gesellschaft jedoch weitgehend unsichtbar.

In der Serie „Faces and Phases", mit der Muholi 2006 begann und die bis heute fortgeführt wird, werden mit Schwarz-Weiß-Porträts lesbische Frauen, Transgender und nichtbinäre Personen in den Blickpunkt gerückt. Die Serie besteht aus mittlerweile mehr als 250 Bildern, die Menschen aus unterschiedlichen Alters- und Berufsgruppen zeigen. Anfangs fotografierte Muholi vor allem Bekannte und immer wieder sich selbst. Als Protagonist*innen des fotografischen Werkes werden sie automatisch auch Teil des aktiven Widerstands. Die Tatsache, dass einige der Porträtierten im Kampf für einen offenen Umgang mit Sexualität Opfer von Hassverbrechen wurden, unterstreicht das vorliegende Unrecht. In „Faces and Phases" blicken sie die Betrachter*innen direkt an. Damit gibt Zanele Muholi jeder einzelnen Person eine ungeheure Präsenz und macht sie sowohl als Teil einer Gemeinschaft als auch als Individuum sichtbar. Auch wenn vielen von ihnen die Spuren dessen, was sie erleben mussten, ins Gesicht geschrieben sind, erscheinen sie alle stark, wenn auch verletzlich, und verweigern sich jeglicher Opferhaltung. Das Besondere an den ruhigen und konzentrierten Porträts liegt in ihrer würdevollen Intensität.

Letztlich erschafft Muholi mit den ehrlichen, berührenden Bildern ein dokumentarisches Archiv all jener, die täglich ausgegrenzt werden und sich unsichtbar fühlen, obwohl sie eigentlich nur eines wollen: gesehen und akzeptiert werden.

Zanele Muholi bezeichnet sich als nicht-binär und verwendet im Englischen das Pronomen „they“. Da es hierfür keine deutsche Übersetzung gibt, wird in diesem Text stattdessen immer Muholis Name verwendet.

Biografische Daten

1972

geboren in Durban, Südafrika

2009

Masterabschluss in Dokumentarischen Medien an der Ryerson Universität, Südafrika

2016

erhält den International Center for Photography Infinity Award

lebt in Johannesburg, Südafrika